„Blauer Aufbruch“ im Landesmuseum Mainz

„Blauer Aufbruch“ heißt eine Ausstellung im rheinland-pfälzischen Landesmuseum in Mainz, die sich mit der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Damals haben sich vier junge Künstler aus dem Rhein-Main-Gebiet zu einer Gruppe zusammen geschlossen. Sie wollten alles verändern und haben damit die Kunst ein Stückweit revolutioniert.

Mal steht Blau im Vordergrund, mal ist noch eine Figur erkennbar. Doch meist sind es die Farben, das Abstrakte, das nicht mehr auf den ersten Blick erkennbare. Das ist informelle, also formlose Kunst. Mit diesem Bild entsteht nach dem Zweiten Weltkrieg eine völlig neue Kunstrichtung.
Karoline Feulner, Kuratorin der Ausstellung
„Der blaue Aufbruch ist eine Art Befreiungsschlag nach dem Zweiten Weltkrieg von Otto Greis, in dem er sozusagen das erste informelle Bild formuliert, an dem er sehr lange gerungen hat. Und ich denke, der Titel ist programmatisch für die Zeit, für diese Stimmung und für diese kleine Künstlergemeinschaft, die dann als sogenannte Quadriga in die Kunstgeschichte eingehen wird.“
Otto Greis wird 1913 in Frankfurt geboren. Er studiert an der Städelschule, malt gegenständlich. Eisbären im Frankfurter Zoo. Stillleben. Bis zum Zweiten Weltkrieg. Der Maler ist Sanitätssoldat. Er kommt zurück in ein zerbombtes Rhein-Main-Gebiet. Ein Trümmerfeld. Eine traumatisierte Gesellschaft, aber auch  Aufbruchsstimmung. Das Ende der konventionellen gegenständlichen Malerei. Für Otto Greis, Karl Otto Götz, Heinz Kreutz und Bernhard Schulte der Beginn einer neuen Zeit.
Karoline Feulner, Kuratorin der Ausstellung
„Sie mussten improvisieren. Sie hatten kaum Ausstellungsmöglichkeiten, also in Frankfurt gab es eigentlich nur die sogenannte Zimmergalerie von Herrn Franck, eine Privatinitiative von Klaus Franck, der eigentlich Versicherungsangestellter war und seine Privatwohnung diesen jungen Künstlern zur Verfügung gestellt hat, damals verkauft haben sie kein einziges Bild, aber trotzdem haben sie nicht aufgegeben, und waren davon überzeugt, dass sie mit ihrer Malerei die Kunstgeschichte revolutionieren werden.“
Otto Greis und seine Kollegen etablieren das Abstrakte in der deutschen Kunst. Der Maler zieht 1983 nach Ockenheim in Rheinhessen. Er stirbt mit 87 Jahren und hinterlässt sein Erbe dem Mainzer Landesmuseum

Birgit Heide, Direktorin Landesmuseum Mainz
„Wir kommen zu dem wundervollen Nachlass von Otto Greis, weil unser damaliger Leiter der grafischen Sammlung, Herr Otto Suhr, ihn noch persönlich kannte, den Otto Greis, und dadurch den Kontakt eröffnet hatte.“

Vier Maler aus dem Rhein-Main-Gebiet prägen eine Epoche. Der Nachlass von Otto Greis – ein bedeutendes Geschenk für das Land Rheinland-Pfalz.
Michael Ebling (SPD), Innenminister Rheinland-Pfalz
„Es zeigt, dass das Landesmuseum Mainz insgesamt immer mit bürgerschaftlichem Engagement gewachsen ist. Die Sammlung ist auch dadurch gerade entstanden, dass Privatmenschen private Sammlungen gestiftet oder auch als Nachlass gewährt wurden und dadurch ist eine sehr, sehr reiche Sammlung entstanden.“
Gemälde einer bedeutenden Kunstbewegung. Weg vom Gegenständlichen, hin zum Abstrakten. Eine Zeitenwende.
Die Ausstellung „Blauer Aufbruch“ bleibt bis zum 4. Februar im Mainzer Landesmuseum.