Besuch in Hessens größter Höhle

Die Oberfläche der Welt ist weitestgehend erforscht. Was aber genau unter uns liegt, ist zum Großteil verborgen. Nur ein paar Meter tief in der Erde beginnt eine unbekannte Welt. In der liegen auch natürlich entstandene Höhlen. Höhlen, die Relikte aus längst vergessener Zeit aufbewahren und daher einige Forscher anziehen. Wie das abläuft zeigen wir ihnen in unserer aktuellen Serie. Kommen Sie mit uns hinab in die Welt unter uns.

Julius Krause, Höhlenforscher: Ich bin der Julius Krause, seit zehn Jahren Höhlenforscher und bin einer der Miterforscher hier im Herbstlabyrinth.
Intro
Vierzig Meter unter der Erde ist es nass und kalt. Julius Krause und Joel Thielmann sind im Herbstlabyrinth bei Breitscheid unterwegs. Der größten Höhle in ganz Hessen. Vor 380 Millionen Jahren ist sie aus einem Korallenriff an einem Vulkan entstanden. Erst vor knapp 30 Jahren wurde sie zufällig entdeckt. Seitdem haben Julius Krause und seine Kollegen schon über 13 Kilometer erforscht.  Ein schwieriger Weg mitten durch die Dunkelheit. Doch genau das reizt den Höhlenforscher.
Julius Krause, Höhlenforscher: Sobald man hier in der Höhle ist, man hat absolut keinen Empfang mehr. Man kriegt kein Handyanruf mehr man kriegt keine E-Mail man kriegt nicht mehr. Man ist in einer abgeschotteten Welt. Das Gefühl einfach dieser Stille, außer ein bisschen Tropfen, ist einfach ein Wohlbefinden. Es ist einfach schön hier unten zu sein und zu wissen man ist quasi wie in einer Zeitkapsel. Und kann ganz weit in die Vergangenheit zurückschauen.
Wie bei den Tropfsteinen. Einige von ihnen sind mindestens 800 000 Jahre alt. Und enthalten wertvolle Informationen über das Klima zu der Zeit. Daher müssen die Forscher sehr vorsichtig durch die Höhle klettern. Nur eine falsche Bewegung kann das was sich über Jahrtausende entwickelt hat, schnell kaputt machen. Doch das ist nicht die einzige Herausforderung. Denn 120 Meter tief befindet sich ein kleiner Bachlauf, den die Forscher weiterverfolgen möchten.
Julius Krause, Höhlenforscher: In diesem befinden sich auch Siphone. Das bedeutet die Decke kommt so weit runter, dass man tauchen muss. Dort tauchen wir auch, dort haben wir bis zu drei Siphone schon hintereinander durchtaucht. Die Schwierigkeit des Ganzen ist natürlich, dass man nichts sieht. Man wirbelt Sedimente auf und die Sicht wird gleich Null.
Daher ist das Tauchen mit die gefährlichste Art die Höhle zu erforschen. Jedoch hält der unterirdische Fluss die größten Geheimnisse des Herbstlabyrinths bereit.  Deshalb wollen die Forscher vor allem in diesem Teil der Höhle weiterkommen.
Julius Krause, Speläologische Arbeitsgemeinschaft Hessen: Wir wissen auf jeden Fall in der Quelle kommt mehr Wasser raus, als in unseren bisherigen entdeckten Fluss- und Bachtunneln fließt. Das bedeutet wir haben noch irgendwo einen unbekannten Bach, der aber unterirdisch in die Quelle entwässert. Das heißt, dort könnten noch einige Kilometer unbekannte Höhlengänge und Bachläufe entdeckt werden.
Doch auch für die Wissenschaft ist die Höhle interessant. Die Forscher haben zum Beispiel Asche gefunden, die aus dem Vulkan im heutigen Laacher stammt der vor 13 000 Jahren ausgebrochen ist. Dazu finden die Forscher hier Bakterien, die für die NASA interessant sind.
Julius Krause, Höhlenforscher: Auf dem Mond oder auf dem Mars gibt es zum Beispiel auch Höhlen. Und in diesen Höhlen ist die Vermutung, dass man das erste Leben, was man dort antrifft Poolfingers sind, oder Poolfingerartige Bakterien. Die Bakterien, wie man sie auch hier in der Höhle in der Erde gefunden werden können.
Wenn die Forscher nicht selbst in der Höhle  sind, bieten sie in einem Teil auch Führungen an. Doch Julius Krause ist meistens im Herbstlabyrinth unterwegs, um das Unbekannte zu entdecken – hundert Meter tief – in der Welt unter uns.