Bestohlener Hotelier macht Staatsanwaltschaft Vorwürfe

Erst beraubt, dann selbst unter Verdacht und nun wieder Kläger: Anfang 2021 werden aus einem der renommiertesten Weinkeller Deutschlands Flaschen im Wert von fast einer Viertel Millionen Euro gestohlen. Doch plötzlich ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft gegen die Betreiber des Kronenschlösschens. Der Vorwurf: Sie sollen den Einbruch fingiert haben. Inzwischen wurden die Ermittlungen eingestellt, die Betreiber erheben nun selbst schwere Vorwürfe.

Die Nacht auf den 14. Januar 2021. Im Gourmetrestaurant und Hotel Kronenschlösschen im hessischen Eltville werden über 200 Flaschen teuerste Weine gestohlen. Doch plötzlich durchsucht die Polizei das Nobelhotel und beschuldigt die Betreiber des Versicherungsbetrugs. Die Ermittlungen werden nach über 20 Monaten eingestellt, Erleichterung will sich beim Inhaber und seiner Tochter aber nicht wirklich einstellen.
Hans B. Ullrich, Inhaber Kronenschlösschen
„Wenn man in der Öffentlichkeit beschuldigt wird, ein Verbrechen begangen zu haben, so nach diesem Motto: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Leute, die uns nicht kennen, kommen dann schon ganz schnell zu dem Ergebnis: Naja, irgendwas wird ja wohl schon dran sein.“
Johanna Ullrich, Geschäftsführerin Kronenschlösschen
„Ich sage mal so: Der Gang zum Supermarkt war schon ab und zu ein Spießrutenlauf mit Getuschel und so weiter. Eine Achterbahnfahrt, muss man wirklich sagen.“
Als die Ullrichs den Schaden bei der Gothaer Versicherung einreichen, will die den vermeintlichen Schaden nicht ersetzen und kontert mit einer Strafanzeige wegen Betrugsverdachts. Zunächst sieht auch die Staatsanwaltschaft Ungereimtheiten.
Staatsanwaltschaft Wiesbaden
„Grund hierfür war u.a. auch die unvollständig geführte Waren- und Inventarregistratur des Hotelbetriebes, aus der die Bestände vor und nach dem vermeintlichen Diebstahl nicht klar hervorgingen.“
Das Problem: Mehrere Flaschen etwa dieses über tausend Euro teuren Masseto aus der Toscana hatten die Betreiber als gestohlen gemeldet, das Inventar bis zur Polizei-Razzia vier Monate später aber wieder aufgefüllt. Die Ermittler sollen davon ausgegangen sein, die Flaschen seien genau dieselben.
Johanna Ullrich, Geschäftsführerin Kronenschlösschen
„Was dabei natürlich vergessen wird: Dass es zigtausend Flaschen dieses Weines gibt. Und es natürlich nicht gewährleistet ist, selbst wenn es derselbe Jahrgang und derselbe Wein ist, dass es eben diese gestohlenen Flaschen sind.“
Am Ende wird das Verfahren eingestellt, die Ermittler sehen keinen hinreichenden Tatverdacht für Betrug. Die Betreiber werfen der Polizei nun vor, sich bei den Ermittlungen auf sie statt auf die wahren Täter fokussiert zu haben. Hans B. Ullrich haben die vergangenen knapp zwei Jahre zudem schwer mitgenommen, mehrere Wochen hat er im Krankenhaus verbracht.
Hans B. Ullrich, Inhaber Kronenschlösschen
„Zum Beispiel wegen eines Schlaganfalls. Und meine Ärztin sagt mir: ‚Das ist nicht verwunderlich bei dem, was auf Sie zugekommen ist‘.“
Gegen die Versicherung, die sich auf Anfrage von 17:30 SAT 1 live nicht äußern wollte, haben die Ullrichs inzwischen Zivilklage eingereicht. Zudem wollen sie mehrere Versicherungsangestellte wegen Verleumdung verklagen. Für Familie Ullrich ist der Fall trotz eingestellten Ermittlungen noch längst nicht ausgestanden.