Benin-Ausstellung im Museum der Weltkulturen

Provenienzforschung – das ist ein Begriff der in den vergangenen Jahren in Verbindung mit Museen immer häufiger auftaucht. Gemeint ist die Erforschung der Herkunft der Kunstwerke. Auch das Frankfurter Weltkulturenmuseum versucht herauszufinden, woher die Kunst aus aller Welt stammt und stellt sich damit der Raubkunst-Debatte. Gezeigt werden jetzt 57 Objekte aus dem heutigen Nigeria.

Zum ersten Mal überhaupt zeigt das Weltkulturenmuseum seine gesamte Sammlung mit Objekten aus dem Königreich Benin. Sie sind mindestens 500 Jahre alt. Alltagsgegenstände, Schmuck, Zeremonienstäbe. Dinge, die Einblicke in das Leben am Königshof einer einst bedeutenden Dynastie in Westafrika geben.
Julia Friedel, Kuratorin der Ausstellung
„Das Königreich Benin wurde um 1200 gegründet, geht aber wahrscheinlich auf eine frühere Dynastie zurück und war eins der bedeutendsten und einflussreichsten Reiche in Westafrika. 1897 wurde dieses Königreich allerdings durch die Briten zerstört. Und seitdem haben die Objekte Eingang in westliche Museen gefunden. Weil die Objekte während dieser Invasion geplündert wurden.“
Der Großteil der Sammlung kommt Anfang des 20. Jahrhunderts nach Frankfurt. Ihr Wert wird auf 2 Millionen Euro geschätzt. Viele Gegenstände erwirbt das damalige Völkermuseum von einem britischen Händler. Ziemlich sicher ist: Ein Altarstab und ein Schwert stammen aus der Beute von 1897, denn sie sind in einem Katalog abgebildet.
Audrey Peraldi, Kuratorin der Ausstellung
„Das ist ein Händler aus Großbritannien, der eine von den ersten war, der alle Objekte fotografiert hat, was damals nicht üblich war. Und anhand der Fotografien konnte man die Stücke wiederfinden. Es ist so, dass dieses Stück ist eindeutig, wegen seiner Beschädigung am Rande vom Objekt, bei diesem Objekt ist man ziemlich sicher, anhand der Größe des Objekts.“
Die Herkunft aller Stücke zu klären ist schwierig. Das Museumsarchiv ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Viele Objekte können die Experten dem Königreich Benin zuordnen, bei einigen wird der Bezug zum Hof angezweifelt.
Im Dezember vergangenen Jahres übergeben die Bundesaußenministerin und die Kulturstaatssekretärin einige Benin-Werke aus deutschen Museen dem nigerianischen Staat. Sie sollen in Nigeria öffentlich ausgestellt werden. Doch der Staatspräsident überlässt die Kunst den Nachfahren der Königsfamilie von Beninn, was große Kritik an der Rückgabe auslöst.
Auch in Frankfurt macht man sich Gedanken über die Zukunft der Sammlung des Weltkulturen-Museums.
Julia Friedel, Kuratorin der Ausstellung
„Nigeria hat zunächst mit den Museen mit großen Benin-Beständen in Deutschland verhandelt. Und das heißt, andere Museen befinden sich in einer Art Warteschleife. Wir freuen uns allerdings darauf Gespräche mit nigerianischen Partnerinnen über die Zukunft dieser Sammlung zu führen – allerding haben die Gespräche noch nicht stattgefunden.“
Raubkunst, die zurückgegeben werden muss? Das Frankfurter Kulturdezernat will erst mal abwarten, bevor es weitere Schritte festlegt. Die Beninkunst wird kostenlos bis zum 24. September ausgestellt, dazu gibt es im Weltkulturenmuseum auch Information über die Geschichte des Königreichs Benin.