Beim Wiederaufbau im Ahrtal läuft nicht alles rund

Das Jahr 2021 werden die Menschen im Ahrtal wohl als eines der schlimmsten in ihrem Leben in Erinnerung behalten. Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli – es ist die Nacht, in der im Ahrtal die Welt buchstäblich untergeht. Und es ist die Nacht, die das Leben Tausender Menschen für immer verändert. Die Dimension der Zerstörung: unvorstellbar. Diese Bilder wollen die Menschen im Ahrtal in diesem Jahr hinter sich lassen. Der Wiederaufbau steht im Fokus. Anlässlich ihrer Klausurtagung ist die CDU Rheinland-Pfalz in die Flutregion gefahren, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Wir starten in einem Weingut in Bad-Neuenahr Ahrweiler.

In diesen Fässern lagert die ganze Hoffnung des Weinguts Kriechel: der Jahrgang 2021. Doch bis hierhin war es für Winzer Peter Kriechel und seine Kollegen ein steiniger Weg. Fast zehn Prozent der Reben sind zerstört oder durch den kontaminierten Schlamm unbrauchbar geworden. Allein für die Weinwirtschaft wird der Schaden durch die Flut auf 400 Millionen Euro geschätzt.
Peter Kriechel, Winzer
„Man muss wissen, bei vielen Kollegen ist alles zerstört, bedeutet: Es gibt kein Fass mehr, keine Flaschen mehr, da ist nichts mehr da im Lager und dadurch freut man sich natürlich dann, dass das einzige Kapital, das viele hatten, der Herbst und die Lese 2021, jetzt im Keller ist und dann hoffentlich irgendwann auf die Flasche kommt, damit wir wieder unsere Kunden bedienen können. Das ist, worauf wir uns enorm freuen, ja.“
Doch gerade finanziell hakt es noch an vielen Stellen. Bei der Spendenaktion Flutwein, die der Winzer mit seinem Kollegen Daniel Koller ins Leben gerufen hatte, kamen zwar 4,5 Millionen Euro zusammen. Auszahlen konnten sie das Geld aber bis heute nicht, erzählt er dem Fraktionsvorsitzenden der CDU Rheinland-Pfalz, Christian Baldauf.
Christian Baldauf, Fraktionsvorsitzender CDU Rheinland-Pfalz
„Es ist schlimm genug, dass dieses Geld nicht weitergeleitet werden kann, wegen einer gesetzlichen Hürde, wie wir heute erfahren haben. Dass das noch nicht von der Landesregierung erklärt und geklärt wurde, ist schlimm./ Deshalb meine Forderung: Landesregierung in Mainz, Frau Dreyer, kümmern Sie sich um diese Region.“
Auch viele andere Bürger im Ahrtal haben noch Fragen. Hier sollen sie Antworten bekommen – im mobilen Beratungsbus. Halt macht er heute unter anderem in Schuld und Insuhl. An Bord sind Mitarbeiter des Jobcenters, der Jugendhilfe oder auch der Seelsorge.
Julia-Rebecca Riedel, Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe
„Also, die allermeisten Menschen kommen und sagen: Seelsorge? Nee, ich habe kein Problem, das brauchen die anderen. Und dann geht es aber los mit diesem „Ich hatte ja Glück, bei mir ist nur das und das passiert“. Und dann merkt man. kommen die Tränen und die Leute fangen an zu schlucken und reflektieren erst mal, was ist bei mir passiert.“
Viele Beratungsgespräche führt die Seelsorgerin am Telefon, bei manchen kommt sie auch persönlich vorbei, denn eine Hemmschwelle sei immer noch da. Das wichtigste sei jetzt: präsent sein, den Menschen zeigen, dass sie, auch sechs Monate nach der Katastrophe, nicht alleine sind.
Eine Forderung, die die CDU unterstützen will.
Michael Wäschenbach, CDU, Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Die Hilfe, die jetzt ankommt, und auch hier ist, darf nicht wieder abgebaut werden, es muss nachhaltig in einer Nachsorge zur Verfügung gestellt werden.“
Die Seelsorgerin will jedenfalls die Stellung halten. Jeden Tag hält der Bus unter der Woche in zwei Ortschaften. Auch Winzer Peter Kriechel will dem Ahrtal die Treue halten. Wie er sagt, ist so gut wie jeder seiner Kollegen von der Flut betroffen, aber kein einziger hat das Handtuch geworfen.