Bei Schlaganfall schnell reagieren

Ein Thema, das jedes Jahr rund 270.000 Menschen bundesweit betrifft: Es geht um Schlaganfall. In einer solchen Situation ist Eile geboten, andernfalls drohen langfristige Gesundheitsschäden oder der Tod. Karol Kulczynski aus Seligenstadt hatte Glück. Seine Geschichte zeigt, dass – wenn auch deutlich seltener – schon junge Menschen einen Schlaganfall erleiden können und dann ist die medizinische Akutversorgung immens wichtig.

Karol Kulczynski hat seinen Schlaganfall überlebt, im Alter von gerade mal 38. Als er hier ins Frankfurter Universitätsklinikum eingeliefert wird, kann er nicht sprechen, ist halbseitig gelähmt. Die Blutversorgung des Gehirns ist gestört, sofort leiten die Ärzte Notfallmaßnahmen ein. Gut anderthalb Stunden zuvor: Dachdecker Karol Kulczynski ist auf dem Weg zur Arbeit. Gerade losgefahren, merkt er plötzlich, dass er seinen rechten Fuß und seine rechte Hand nicht mehr bewegen kann. Er schafft es gerade noch, das Auto zu wenden und wieder abzustellen.
Karol Kulczynski, Schlaganfallpatient aus Seligenstadt
„Das war irgendwie so mal bisschen Panik, weil da hab ich ja nicht gewusst, was los ist. Dann habe ich die Tür aufgemacht, dann bin ich direkt rausgefallen. Und das war’s. Da konnte ich gar nix mehr sagen, gar nix mehr machen. Und Gott sei Dank hat ein Nachbar, der da drüben, hat mich dann gefunden. Weil da hat er gemeint, ich habe noch einmal ‚Aua‘ geschrien und das war’s. „
Der vom Nachbarn gerufene Rettungsdienst trifft wenige Minuten später ein und bringt Karol in die Klinik. Dort erhält er ein Medikament gegen das Blutgerinnsel in seinem Gehirn, das anschließend mit einem Katheter entfernt wird. Damals wie heute, rund sieben Monate später, ist Oberarzt Ferdinand Bohmann an seiner Seite. Das Blutgerinnsel war durch ein Loch im Herzen entstanden. Nach erfolgreicher Operation zeigt sich die Schlagader weiter unauffällig. Solche Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig, …
Dr. Ferdinand Bohmann, Universitätsklinikum Frankfurt
„… denn alle Patienten, die einen Schlaganfall hatten, haben auch ein erhöhtes Risiko, dass sie wieder einen Schlaganfall bekommen. Auch wenn die Ursache behoben ist. Deswegen gilt es, auf den Blutdruck zu achten, auf die Blutfettwerte zu achten.“
Alles in Ordnung, Karol Kulczynski kann vorerst aufatmen. Rund 1300 Schlaganfallpatienten aus Süd- und Mittelhessen, die meisten über 60 mit Gefäßerkrankungen, werden hier in einem der größten neurologischen Zentren Hessens jährlich versorgt. Dafür arbeiten hochspezialisierte Abteilungen Hand in Hand.
Prof. Christian Grefkes-Hermann, Universitätsklinikum Frankfurt
„Wir haben hier Möglichkeiten in einem interdisziplinären Team mit Neurochirurgen, Gefäßchirurgen und Neuroradiologen hier komplexe Fälle zu besprechen und hier die optimale Therapie zu entwickeln. Wir bieten aber auch Hirnstimulationsverfahren an, um hier Patienten mit einem bleibenden Defizit, eine Lähmung oder eine Sprachstörung, auch nach der akuten Schlaganfalltherapie zu behandeln.“
Doch dazu muss es gar nicht kommen, wenn das Blutgerinnsel wie bei Karol Kulczynski mittels Katheter binnen 24 Stunden entfernt wird. So lassen sich einer aktuellen Studie zufolge 20 Prozent der Todes- oder Pflegefälle vermeiden. Im Notfall also sofort die 112 rufen. Künftig achtet Karol nun mehr auf seine Gesundheit.
Karol Kulczynski, Schlaganfallpatient aus Seligenstadt
„Ja, da habe ich mit Rauchen aufgehört . Und schon bisschen weniger Trinken.“
Mit gutem Gefühl kann Karol Kulczynski die Klinik verlassen. In einem halben Jahr steht die nächste Untersuchung an. Heute ist er froh, wieder ganz normal auf die Arbeit – und bald mit seiner Familie in den Urlaub fahren zu können.