Baustopp an der A 44 in Nordhessen

Vor mehr als 30 Jahren wurde der Ausbau der Bundesautobahn 44 zwischen Kassel und Eisenach beschlossen. Als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit sollte die Autobahn dafür sorgen, Ost und West zu verbinden. Doch auch jetzt – mehr als dreißig Jahre später – ist die A44 noch immer nicht fertig. Die Kosten sind explodiert, die Anwohner sind frustriert und jetzt gibt‘ auch noch einen Baustopp.

Die A44 beim nordhessischen Waldkappel. Mit Kosten von mehr als 3 Milliarden Euro gilt sie als Deutschlands teuerste Autobahn. Dieser Abschnitt ist eigentlich fertig, doch rollen tut der Verkehr weiterhin nur auf der angrenzenden B7 durch die Dörfer und Gemeinden, denn die Strecke kann noch nicht freigegeben werden.
Jutta Schellhase wohnt seit sechs Jahren direkt an der Bundesstraße. Ihren Garten kann sie wegen dem Lärm der Lastwagen kaum nutzen.
Dagmar Schellhase, Anwohnerin
„Man kommt sehr schlecht über die Straße. Man muss schon eine gewisse Zeit lang warten und das Aufkommen wird ja nicht gerade weniger. Es wird ja immer mehr. Vor allem seit der Abschnitt fertig ist, hätten wir uns eigentlich schon gewünscht, dass man öffnet und nicht erst wartet, bis der nächste Abschnitt ist und dann der Tunnel und das noch. Das ist schwer zu vermitteln.“
Auf Anfrage von 17:30 Sat.1 live kann die Autobahngesellschaft kein konkretes Datum für eine Öffnung des Teilabschnitts nennen. Es fehle Brandschutztechnik für die Tunnel teilt man uns mit. Material sei von der Baustelle gestohlen worden, anderes sei in einem Lager verbrannt. Ersatz sei wegen der allgemeinen Weltlage schwer zu bekommen.
Aussagen, die Fred Ziplies ärgern. Er betreibt ein Transportunternehmen in Werratal und würde mit seiner Firma von einer Autobahnanbindung immens profitieren.
Fred Ziplies, Transportunternehmer
„Aber in dem Maße wäre es für uns wirklich wünschenswert, dass die A44 schnellstens gebaut wird und freigegeben wird und nicht so einen Unsinn machen: Teilstücke fertigzustellen, jahrelang uns hinzuhalten und dann hört man irgendwann wieder, dass in der nächsten Region, zum Beispiel Sontra, nicht weitergebaut wird, weil irgendwelche Sachen nicht gegeben sind.“
Denn im 15 Minuten entfernten Städtchen Sontra können sie von einer fertigen Autobahn nur träumen. Hier ist bislang lediglich eine Talbrücke gebaut worden – doch die führt nirgendwo hin. Um sie anzuschließen müssten drei weitere Tunnel gebaut werden, doch eine Ausschreibung verlief ohne Ergebnis, deswegen geht es nun nicht weiter. Wann auf dem 1,6 Milliarden Euro teuren Teilstück der A44 wieder gearbeitet werden kann, kann momentan auch das Bundesverkehrsministerium nicht beantworten.
Ein Umstand, der Sontras Bürgermeister Thomas Eckhardt verzweifeln lässt.
Thomas Eckhardt (SPD), Bürgermeister Sontra
„Wenn man mit entsprechenden Investoren spricht, dann spielt die Zeitachse der A44 natürlich eine ganz, ganz wichtige Rolle und so eine Offenheit, bzw. hinten raus ein Verzögern der Maßnahme, stellen auch Investoren auch durchaus ihr Vorhaben infrage und suchen sich geeignetere Standorte, wo mit einer Infrastruktur schneller zu rechnen ist.“
Weil auch die Nerven in der Bevölkerung inzwischen blank liegen, hat die Kleinstadt Sontra jetzt eine Resolution ins große Berlin geschickt und um Klarheit gebeten. Die Antwort: Man wolle „sobald wie möglich“ eine neue Ausschreibung starten. Ein Datum für die Fertigstellung allerdings gibt es nicht.