Bauern kämpfen mit Rekordpreisen für Diesel und Dünger

Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Preise in Deutschland steil ansteigen lassen. Das betrifft nicht nur Benzin, Gas und Strom, auch im Supermarkt sind die Preise seit einigen Wochen auf Rekordhöhe. Doch nicht nur die Konsumenten der Lebensmittel, sondern auch ihre Erzeuger spüren den Anstieg deutlich und schlagen nun Alarm. Wie die Landwirte mit den Preisen kämpfen, haben wir uns bei Milchbäuerin Andrea Rahn-Farr in Büdingen angeschaut.

Es ist 11:00 Uhr im Kuhstall – und das bedeutet: Essen fassen. Das Futter für die Kühe gibt’s hier automatisch vom Band. Auch das Melken wird von Maschinen übernommen. Eigentlich ganz praktisch. Angesichts der hohen Energiepreise jedoch ein teures Vergnügen. Doch nicht nur der Strom, sondern auch der Sprit für die Traktoren und der Düngerpreis für das selbst angebaute Viehfutter schießen gerade durch die Decke.
Andrea Rahn-Farr, Landwirtin aus Büdingen
„Bei Dünger kann man das sehr schön sehen. Der Preis hat sich verfünffacht. Das ist eine regelrechte Kostenexplosion, ein Preisschock. Wir müssen aktuell für eine Tonne Dünger, für 1.000 Kilo, 1.000 Euro bezahlen. Das ist natürlich unglaublich viel Geld. Wir wissen nicht, wie wir das mit unserem Produkt, mit dem Milchverkauf, wieder reinholen sollen.“
Andrea Rahn-Farrs Düngerreserven sind fast aufgebraucht. Und ab August muss neu gepflanzt und damit mehr gedüngt werden. Falls die Energiepreise so hoch bleiben, rechnet sie insgesamt mit einer halben Million Euro Mehrkosten pro Jahr. Ein Problem, mit dem viele Landwirte aus Hessen kämpfen.
Hans-Georg Paulus, Generalsekretär Hessischer Bauernverband
„Das sind alles unternehmerische Betriebe, die im Endeffekt auch davon leben müssen. Das heißt also, die müssen sich natürlich auf die Preissteigerung einstellen, aber auch versuchen, dann die Preise am Markt dann zu bekommen und zu erhöhen. Und das wird sich dann im Endeffekt auch auf die Preise der Lebensmittel auswirken müssen.“
Aktuell profitieren Landwirte nicht von den höheren Preisen im Supermarkt. Die scheinen ausschließlich beim Handel zu bleiben. Damit Andrea Rahn-Farr wirtschaftlich arbeiten kann, muss sie mindestens 10 Cent mehr pro Liter Milch bekommen. Außerdem fordert sie weniger Auflagen für Landwirte und staatliche Unterstützung.
Andrea Rahn-Farr, Landwirtin aus Büdingen
„Wir brauchen in Deutschland eine nationale Düngerreserve also eine Menge Dünger, die den deutschen Bauern zur Verfügung gestellt wird, damit wir für den nächsten Anbau, wir reden von der Ernte ’23, dann eben genug Menge zu passender Qualität sowohl für den Teller als auch für den Trog, es gibt immer beides, zur Verfügung haben.“
Trotz der schwierigen Situation denkt Andrea Rahn-Farr nicht daran, aufzugeben. Sie sieht sich in der Pflicht die Versorgung mit Milch aufrecht zu erhalten. Damit das aber so bleibt und ihre Kühe auch weiterhin automatisch gefüttert und gemolken werden können, muss sich einiges ändern.