Bauern in Sorge – Ukrainisches Getreide drückt auf die Preise

Schon seit Monaten protestieren Landwirte aus osteuropäischen Ländern gegen die Importe von ukrainischem Getreide. Denn das ist billiger und somit ein großer Konkurrent ihrer Erzeugnisse. Laut hessischem Bauernverband ist das kostengünstige Getreide jetzt auch in Deutschland angekommen und bereitet den Landwirten große Sorgen, wie ein Beispiel aus Heidenrod im Rheingau-Taunus-Kreis zeigt.

Thomas Kunz überprüft sein Getreide. Schon seit Jahrzehnten baut der Landwirt aus Heidenrod hier Gerste, Körnermais und Weizen an. Eigentlich wollte er den schon längst verkaufen, doch die Silos sind noch halb voll. Grund ist der tiefe Preis.
Der ist von 360 Euro pro Tonne Weizen im vorletzten Mai auf heute 200 Euro abgestürzt. Pro Silo sei das ein Preisverfall von 80.000 Euro. Das bereit Thomas Kunz große Sorgen.
Thomas Kunz, Landwirt aus Heidenrod
„Wir haben auf der einen Seite den Preisverfall bei uns, was das Getreide betrifft und auch andere Güter. Wir haben aber auf der anderen Seite sehr hohe Kosten, die zwar auch zurückgegangen sind, aber nicht in dem Maße. Und wir werden am Ende des Jahres natürlich einen Strich machen und schauen, was es für uns als Betrieb bedeutet. Nur das Einsparpotenzial, was wir haben, das ist sehr begrenzt. Wir können in der Intensität etwas herunterfahren aber wir können deswegen keinen Mitarbeiter entlassen.“
Zwar sei der Preis im Mai 2022 durch den Krieg in der Ukraine extrem hoch gewesen, jetzt würde sich der Anbau durch höhere Kosten für Dünger, Personal und Energie aber kaum mehr rentieren.
Auch der jetzige Preisverfall hat mit dem Krieg zu tun. Seit vergangenem Sommer kann die Ukraine ihr Getreide nicht mehr über das Schwarze Meer, sondern nur noch über Europa exportieren. Da das aufwendig ist, landet viel davon in Deutschland. Doch die ukrainischen Erzeugnisse sind durch geringere Auflagen und Löhne billiger als die heimischen. So sinkt der Preis an der Getreidebörse.
Thomas Kunz, auch Vizepräsident des hessischen Bauernverbands, fordert daher gleich Bedingungen für alle am Markt.
Thomas Kunz, Vizepräsident Bauernverband Hessen
„Es ist wichtig, wenn wir die Standards hochfahren und wir uns als Gesellschaft einig sind, dass wir das wollen, dann sollten wir uns aber auch so einig sein, dass die Dinge, die hier reinkommen, auch diesen Produktionsstandards entsprechen müssen, weil diese Standards unsere Produktion verteuern.“
Ohne eine Regelung der Europäischen Union könnten die Landwirte so nicht überleben. Der Ukraine möchte er nicht die Schuld daran geben. Zumal die wiederum unter den russischen Dumpingpreisen beim Getreide leidet.
Thomas Kunz, Vizepräsident Bauernverband Hessen
„Wir haben eine Situation, die uns momentan in unsere Märkten in Schwierigkeiten bringt. Wir haben aber auch eine Situation, dass dort zwei Flugstunden von uns entfernt ein Krieg herrscht, in dem ein Aggressor ein Land überfallen hat und wir diesem Land ja zur Seite stehen. Nur am Ende des Tages ist diesem Land halt auch nicht geholfen, wenn unser Binnenmarkt nicht mehr funktioniert.“
Und die Zeit drängt. Im Juli steht schon die nächste Ernte an. Bis dahin muss Thomas Kunz sein restliches Getreide verkaufen – egal wie niedrig die Preise sind.