Bahnschranke sorgt für Ärger

Eine Bahnschranke im hessischen Rüdesheim ist der Schrecken vieler Auto- und Fahrradfahrer. Mehrfach pro Stunde geht sie auf und zu – soweit vielleicht normal. Doch teilweise bleibt sie gleich für zwanzig Minuten am Stück geschlossen, da täglich Hunderte Güter- und Personen-Züge die viel befahrene Bundesstraße kreuzen müssen. Zeit, dass sich etwas ändert.

Sie geht runter.
Wenige Minuten später wieder rauf.
Und wieder runter.
Und manchmal bleibt sie da sehr lange unten.
Der Bahnübergang auf der Bundesstraße 42 in Rüdesheim versursacht vor allem eines:
Gabriele Seibert
„Stau, der sich hier immer bildet. Weil die Schranke immer zu ist.“
Die Bahnschranke ist häufig zu. In den eineinhalb Stunden, die wir von 17:30 Sat.1 live vor Ort sind, ist sie neunzehn Mal geschlossen. Der Grund: Rund 300 Güterzüge passieren das Mittelrheintal in Rüdesheim täglich. Dazu kommen die Personenzüge. Für die Autofahrer heißt das „schnell noch durch“ pder eben „warten“.
Rainer Schepp
„Die Schranke ist eine Katastrophe. Man steht hier teilweise zwanzig Minuten herum und nichts passiert. Stau und dergleichen. Dann geht die Schranke auf, drei Autos können drüber fahren. Und dann geht sie wieder runter.“
Marcelo Rott
„Mal kommt ein Zug durch. Und dann kommt wieder der zweite. Und wenn man gerade so im Zeitdruck ist, wie ich als Fahrdienst, das ist dann schon sehr, sehr nervig.“
Andreas Fay
„Kann ich gut verstehen, dass es als Anwohner nervt. Aber als Eisenbahnenthusiast, wir freuen uns drüber. Wir fahren jetzt extra da ins Rheintal, da haben wir die Züge, haben einen Spielplatz, haben das Wasser. Das ist schön.“
Auch den Rüdesheimer Bürgermeister Klaus Zapp ärgert die Situation. Seit vielen Jahrzehnten bestehe das Problem. Und genau so lange gebe es Pläne, nach denen der Autoverkehr die Schienen nicht mehr kreuzen müsste. Doch es ändere sich nichts.
Klaus Zapp (parteilos), Bürgermeister Rüdesheim
„Das ist eine Bundesstraße, die hier durchführt. Und das ist die einzige Verbindung rechtsrheinisch nach Koblenz und von daher muss hier dringend Abhilfe geschaffen werden.“
Die neuesten Pläne des Landes Hessen sehen entweder eine Unterführung oder eine Brücke vor, die im amtsdeutsch „Überwurf“ heißt. Der Straßenverkehr soll also unter oder über die Schienen geleitet werden. Bürgermeister Zapp und das Land Hessen haben da einen klaren Favoriten.
Klaus Zapp (parteilos), Bürgermeister Rüdesheim
„Wir sind ja Weltkulturerbe. Und in ein Weltkulturerbe passt so ein Überwurf einfach nicht rein. Das verschandelt das ganz Bild und von daher ist für uns die einzige Alternative die Unterführung.“
Die würde aber rund 100 Millionen Euro kosten. Die Brücke hingegen nur die Hälfte. Verantwortlich für die Entscheidung und Finanzierung ist das Bundesverkehrsministerium. Seit knapp eineinhalb Jahren liegen dort die neuesten Pläne zur Prüfung. Schriftlich teilt uns das Ministerium mit, dass es berücksichtigen werde, dass das Mittelrheintal zum Unesco Weltkulturerbe gehöre. Aber:
Bundesverkehrsministerium
„Weiterhin muss beachtet werden, dass bei einer Straßenunterführung – wie von der Stadt gewünscht und vom Land vorgeschlagen – lange und kostenintensive Sperrpausen der hochbelasteten rechtsrheinischen Schienengüterverkehrsachse Genua – Rotterdam entstehen würden.“
Spätestens im Dezember will das Bundesministerium entscheiden, wie es in Rüdesheim weitergeht. Doch bis hier die ersten Bauarbeiten beginnen, werden noch Jahre vergehen.