Bad Homburg setzt auf Erzieherinnen aus Namibia

Viele Eltern in Hessen und Rheinland-Pfalz stehen vor dem gleichen Problem: Sie finden einfach keinen Kita- oder Krippenplatz für ihre Kinder, obwohl sie einen Anspruch darauf hätten. Und das liegt oft am Personalmangel in den Kitas. Es gibt schlichtweg zu wenige Erzieherinnen und Erzieher. In anderen Ländern ist die Situation oft genau umgekehrt. Etwa in Namibia, wo es viele gut ausgebildete pädagogische Fachkräfte gibt, aber viel zu wenige Jobs. In Bad Homburg macht man sich diesen Umstand jetzt zunutze.

Seit gerade einmal zwei Monaten lebt und arbeitet Theresa Ndala in der Kinderkrippe „Obere Gärten“ in Bad Homburg. Sie fühlt sich hier sehr wohl und die Kinder lieben sie – fast so, als wäre sie schon immer hier. Und doch ist für 26 Jahre alte Erzieherin aus Namibia vieles neu in Deutschland. Schon ihre Ankunft Mitte Januar – ein Abenteuer.
Theresa Ndala, Erzieherin aus Namibia
„Alles war weiß. Und das war mein erster Tag Snow sehen.“
Diesen ersten kleinen Wetter- und Kulturschock hat Theresa Ndala aber inzwischen überwunden.
Theresa Ndala, Erzieherin aus Namibia
„Es gefällt mir sehr gut. Sehr,sehr gut. Ich liebe Deutschland. Es war mein Traum, hier zu arbeiten.“
Theresa Ndala ist eine von mittlerweile 21 ausländischen Erzieherinnen, die sich in Bad Homburger Kitas um Kinder kümmern. Ihre Kolleginnen kommen aus Spanien, aus Peru – oder so wie sie aus Namibia. Angeheuert und quasi nach Deutschland gelockt hat sie die Frankfurter Agentur Talent Orange – ausgewählt nach strengen Kriterien.
Uta Rasche, Talent Orange GmbH
„Wir finden die jungen Menschen, indem wir Kontakte knüpfen zu den Universitäten. Wir schauen vorher, wo kann man eigentlich frühkindliche Bildung studieren und wo ist der Lehrplan so, dass der Abschluss in Deutschland anerkannt wird. Das ist an der Universität in Windhuk in Namibia der Fall.“
Was folgt, ist ein intensiver, siebenmonatiger Deutschkurs inklusive Abschlussprüfung am Goethe-Institut in Windhuk – nur, wer sich hier bewährt, darf tatsächlich nach Deutschland. Als Erzieherinnen sind die jungen Studienabgängerinnen aus Namibia fast schon überqualifiziert: Ihre Ausbildung in Windhuk ist am ehesten mit einem deutschen Lehramtsstudium vergleichbar. Nicht der einzige Grund, warum die Stadt Bad Homburg mit ihren Edel-Erzieherinnen aus Übersee mehr als zufrieden ist.
Eva Jethon, Städtische Kita Bad Homburg
„Erfolgsstory ist es natürlich, weil wir eine große Bereicherung erleben durften und erleben durch die verschiedenen Kulturen, über das Potential und die Ressourcen, die diese Menschen mitbringen. Das ist großartig. Eine solche Fülle von Motivation und Humor, und eine Haltung zu Kindern und Familien, die ist großartig.“
Auch für Teresa Ndala ist ihr Deutschlandabenteuer eine Bereicherung, aber auch ein Lernprozess: Anders als in Namibia werden Kindergartenkinder in Deutschland etwa schon viel früher zur Selbständigkeit erzogen – das könnte sie sich auch für Namibia vorstellen. Aber – gibt es vielleicht auch irgendetwas, was der 26-Jährigen an Deutschland überhaupt nicht gefällt?
Theresa Ndala, Erzieherin aus Namibia
„Hmmmm… das Fleisch! Das Fleisch ist nicht gut. In Namibia ist das Fleisch so lecker. Und es ist nicht so teuer.“
Ärgerlich – aber natürlich kein Grund für Theresa Ndala, sich in Bad Homburg nicht trotzdem pudelwohl zu fühlen. Bislang hat sie ihren mutigen Schritt ins kalte Deutschland jedenfalls noch keinen Augenblick bereut.