Autobahngegner wollen Riederwaldtunnel verhindern

Wir alle haben noch die Bilder aus dem Dannenröder Forst vor Augen. Autobahngegner protestierten gegen die Waldrodung zum Ausbau der A49. Menschen werden verletzt, es kommt zu kostspieligen Polizeieinsätzen in Millionenhöhe. Nun steht die nächste Rodungsmaßnahme aufgrund einer Autobahn bevor: Im Frankfurter Riederwald. Und die Gegner bringen sich schon in Stellung.

Ein Camp entsteht im Riederwald. Kiwi und seine Mitstreiter bereiten sich vor. Kiwi heißt nicht wirklich Kiwi, ihre richtigen Namen wollen die Aktivisten nicht nennen. Sie spannen Banner und richten Baumhäuser ein. Mit einer Knottechnik, um die Bäume nicht zu verletzen. Für Strom haben sie Solarpanele installiert. Seit etwa vier Wochen sind die ersten Besetzer hier und sie wollen bleiben.
Kiwi, Autobahngegner
„Die Rodungssaison ist nur von Oktober bis Februar. Das heißt, wenn wir bis Februar schaffen, diesen Wald zu verteidigen haben wir ein Jahr Ruhe.“
Dass hier etwa vier Hektar Wald gerodet werden, ist beschlossene Sache. Denn Autofahrer und Anwohner ärgern sich schon seit Jahrzehnten darüber, dass täglich mehr als 20.000 Lastwagen und PKW durch das Wohngebiet Riederwald rollen müssen.
Waltraud Unterköfler, Anwohnerin
„Auf dem Balkon ist es kohlenschwarz durch den Abrieb von den Reifen. Und da ist ja hier um manche Zeit stundenlang nur eine Schlange, nur stehender Verkehr, das ist natürlich schlimm. Und dann hofft man ja, dass es eine Entlastung gibt durch den Tunnel.“
Petra, Anwohnerin
„Das könnte schon ein halbes Jahrhundert erledigt sein und wir könnten hier entlastet sein. Es wäre schön, wenn es endlich mal irgendwann voranginge.“
Jetzt sollen Bäume Platz schaffen für den Riederwaldtunnel, der die Lücke zwischen A661 und A66 schließen wird. Das wollen die Autobahngegner nicht hinnehmen.
Die FDP-Fraktion im hessischen Landtag befürchtet, dass die Gegenwehr eskalieren könnte.
Stefan Müller, FDP, Landtagsabgeordneter Hessen
„Proteste sind absolut in Ordnung und Demonstrationen müssen und dürfen auch sein. Es ist eben nur die Frage, wie man sie organisiert. Und wenn es am Ende dazu kommt, dass erhebliche Kosten entstehen, dass es möglicherweise aber auch wieder Gewaltausschreitungen und Verletzte geben kann, dann gilt es als Staat auch vorher frühzeitig einzuschreiten und Maßnahmen zu ergreifen, um das zu verhindern.“
Stefan Müller fordert die hessische Landesregierung deshalb auf, von vorneherein zu verhindern, dass zu viele Baumhäuser entstehen und somit zu viele Demonstranten den Riederwald besetzen.
Der hessische Innenminister Peter Beuth war für uns dazu bislang nicht zu erreichen.
Die Autobahngegner wollen ihren Protest hier jedenfalls nicht aufgeben, lassen es auf eine Konfrontation mit der Polizei ankommen.
Sie streben generell einen friedlichen Protest an, erzählen sie uns. Aber wie weit würden sie gehen?
Kiwi, Autobahngegner
„Ich glaube, da hat jeder seine eigenen Grenzen. Manche supporten nur auf dem Boden und lassen sich direkt wegtragen, andere werden sich wahrscheinlich festkleben oder sonst was. Das ist jedem selbst überlassen auf jeden Fall.“
Stefan Müller appelliert:
Stefan Müller, FDP, Landtagsabgeordneter Hessen
„Nicht versuchen, einen rechtsstaatlich festgestellten Beschluss zu verhindern und zu konterkarieren. Das ist etwas, das eins zu weit geht. Früher oder später müssen sie die Baumhäuser verlassen oder die Polizei muss wieder eingreifen. Und mein Appell ist, das auf friedlichem Weg zu tun und ich glaube, da gibt es auch mehr als genug Wege, um seinen Protest da kundzutun.“
Wann genau die Rodung beginnt, steht noch nicht fest. Kiwi und seine Mitstreiter jedenfalls wollen hier notfalls Monate ausharren.
Und so ist lediglich sicher, dass sich der Bau des Riederwaldtunnels weiter verzögern wird.