Auswirkungen des Klimawandels auf den Straßenbau

„Extrem ist das neue normal“ – so sagen es die Meteorologen. Wenn wir nur auf diesen Sommer schauen: sturzbachartige Regenfälle, grollende Gewitter und sengende Hitze. Und das macht nicht nur uns Menschen zu schaffen, sondern zum Beispiel auch den Straßen und Brücken. Wie also sieht die Straße von morgen aus? Das beantworten wir gleich – zunächst aber blicken wir zurück auf eine Katastrophe, die zeigt, wie wichtig das Umdenken ist.

Mittelhessen Anfang dieses Jahres: Nach Dauerregen verwandelt sich die Region um Gießen in eine Seenplatte, Landstraßen werden überschwemmt, für Autofahrer ist hier schnell Schluss.
Künftig soll der Klimawandel und die damit einhergehenden Unwetter beim Straßen- und Brückenbau stärker berücksichtigt werden.
Prof. Hans-Joachim Linke, Technische Universität Darmstadt
„Einer der wichtigsten Punkte ist mit Sicherheit: Starkregenereignisse, mit denen wir in Zukunft zu tun haben werden. Das Wasser abzuleiten von der Straße, dass dort eben kein Rückstau entsteht. So dass solche Schäden, wie wir sie aus dem Ahrtal kennen, möglichst vermieden werden.“
Das hessische Verkehrsministerium und Hessen Mobil haben bei der Technischen Universität Darmstadt eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse nun in Bauplanungen einfließen. Konkretes Beispiel in Mittelhessen: Die Bundesstraße 62 führt zwischen Kombach und Biedenkopf durch Eckelshausen, ab kommenden Jahr soll eine Umgehung gebaut werden. Die wird an gleich zwei Stellen über die Lahn führen. Die Brücken sollen dort nicht nur höher gebaut werden, der Abstand zwischen den Pfeilern soll möglichst groß sein und keine Stütze mehr im Fluss stehen. Ihre Form soll spitz sein, so ist im Falle eines Hochwassers der Widerstand geringer. Aufgeschüttete Steine am Fuß der Pfeiler sollen zudem verhindern, dass die Stützen unterspült werden. Während in Mittelhessen eher Hochwasser zum Problem werden könnte, muss man sich im übrigen Hessen auf andere Wetterextreme einstellen.
Kathrin Brückner, Vizepräsidentin Hessen Mobil
„Beim Sturm ist es so, dass wir vor allem bei größeren Verkehrsschildern darauf achten müssen, dass hier nichts passiert. Aber auch bei der Bepflanzung. Sind Bäume noch so stark verwurzelt, dass sie nicht umfallen?“
Deshalb soll hier bei Biedenkopf ebenso wie im weiteren Hessen stärker geprüft werden, welche Bäume bereits vorsorglich gefällt werden müssen. An der Lahn soll zudem ein zweiter Arm angelegt werden – das ist nicht nur naturnah, eine mögliche Flut soll dadurch mit weniger Wucht auf die Brücken treffen.