Aufbruch ins Katastrophengebiet – Hilfstransporte für die Türkei

Mehr als drei Tage nach dem katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet schwindet die Hoffnung auf letzte Überlebende und steigt die Zahl der Toten unaufhörlich. Bislang sind mehr als 17.000 Tote gemeldet worden. Millionen sind obdachlos – und das bei Schneefall und eisigen Temperaturen. Bei uns in Hessen und Rheinland-Pfalz rollt gerade eine Welle der Hilfsbereitschaft an.

Im Lager der Spedition Tuygar in Frankfurt-Fechenheim: Seit Montag packen hier bis zu 70 freiwillige Helfer rund um die Uhr mit an, sortieren Spenden nach brauchbar und unbrauchbar – und verladen dringend benötigte Hilfsgüter wie warme Decken, Zelte und Hygieneartikel auf diesen LKW. Mit dabei auch Yesim Lermioglu, die gerade von ihrer Nachtschicht am Frankfurter Flughafen kommt. Statt zu schlafen will sie lieber helfen – so sehr ist sie vom Schicksal der Menschen in ihrer Heimat betroffen.
Yesim Lermioglu, Helferin
„Es ist Winterzeit. Die sind unter minus 10 Grad. Ohne Strom. Ohne Gas. Ohne Wasser. Also, ich habe keine Worte dafür. Und seit Montag, nachdem wir diese Nachricht erhalten haben, sind wir alle Hand in Hand.“
Organisiert wird der Hilfstransport von den Brüdern Sedat und Serdal Tuygar. Beiden war sofort klar: Die Menschen im Erbebengebiet brauchen dringend Hilfe – und zwar sofort.
Serdal Tuygar
„Es ist eine ganz ganz schlimme Situation, was im Moment da unten passiert. Wirklich. Zehn Städte nebeneinander, die auf gut Deutsch wie so ein Sportplatz flachliegen. Ein Gebäude stürzt ein, danach fünf Stunden später das andere. Da sind Kinder betroffen, da sind Familien, ältere Menschen betroffen. Das hätte jedem von uns passieren können. Und da müssen wir einfach helfen. Da gibt es kein Wenn und Aber. Da müssen wir einfach helfen. Das ist wirklich eine ganz schlimme Situation.“
Überwältigt sind die Brüder vor allem von der Spendenbereitschaft der Menschen: Seit Tagen kommt ein Auto nach dem anderen auf den Hof der Spedition gefahren, um Hilfsgüter abzugeben – so wie hier Kerzen und Batterien. Dieser Transporter bringt gleich 60 Stromgeneratoren vorbei. Alle neu und originalverpackt. Denn die Auflagen der türkischen Behörden sind streng: Es dürfen ausschließlich Neuwaren ins Katastrophengebiet geliefert werden.
Vom Frankfurter Flughafen aus ist unterdessen ein weiteres Rettungsteam in Richtung Türkei aufgebrochen. Insgesamt 17 Nothelfer und ein Rettungshund, der Überlebende unter den Trümmern aufspüren soll.
Susann Waydhas, Hilfsorganisation @fire
„Erst geht es nach Istanbul, dann nach Adama und dann haben wir noch 200 Kilometer, die wir mit dem Bus bewältigen müssen. Bis wir dort sind, wo wohl bislang noch keine anderen Hilfsorganisationen sind.“
Gegen Abend soll das Team im Katastrophengebiet eintreffen. Bis die Hilfsgüter aus Fechenheim bei den Erdbebenopfern ankommen, wird es noch etwas länger dauern. Drei Tage und drei Nächte dauert die 4.500-Kilometer-Fahrt über Österreich, den Balkan und Griechenland bis an die türkisch-syrische Grenze. In diesen Minuten soll sich der Lastwagen von Frankfurt aus auf den Weg machen. Wenn alles nach Plan läuft, ist die Hilfe dann am Sonntag im Katastrophengebiet – dort, wo sie so dringend benötigt wird.