Auf offener Straße erschossen – Prozessauftakt in Fulda

Am Landgericht in Fulda hat heute der Prozess gegen einen Mann begonnen, der einen Bekannten nach einem Streit erschossen haben soll. Die Tat hatte im April vergangenen Jahres für viel Aufsehen in der Barockstadt gesorgt: Der Täter soll das 38 Jahre alte Opfer Stadtteil Aschenberg auf offener Straße mit mehreren gezielten Schüssen regelrecht hingerichtet haben.

Was geschah in den frühen Morgenstunden des 12. April auf diesem Fußweg in Fulda-Aschenberg? Fest steht: Als ein Spaziergänger das blutüberströmte Opfer in der Morgendämmerung auf dem Gehweg findet, ist der 38 Jahre alte Mann vermutlich schon nicht mehr am Leben. Die kurze Zeit später eintreffenden Rettungskräfte können nur noch seinen Tod feststellen. Todesursache: Schwere innere und äußere Verletzungen durch vier Schusswunden im Brust- und Bauchbereich.
Die tödlichen Schüsse abgefeuert haben soll Valerijs M., der vor 37 Jahren in Lettland geborene wurde: Er soll ein guter Bekannter des Opfers gewesen sein.
Laut Staatsanwaltschaft war es zuvor in der Wohnung eines weiteren Bekannten zu einem heftigen Streit zwischen den beiden Männern gekommen. Worum es dabei ging, ist noch unklar. Voller Wut soll sich der Angeklagte daraufhin aus einem Abstellraum in der Innenstadt von Fulda eine Pistole geholt haben und zurückgekehrt sein. Dann habe er die Schüsse abgefeuert und sei vom Tatort geflohen. Trotz dieses offenbar planmäßigen Vorgehens lautet die Anklage nicht auf Mord, sondern nur auf Totschlag.
Andreas Hellmich, Staatsanwaltschaft Fulda: „Mord setzt immer die Feststellung oder den dringenden Verdacht der Erfüllung eines Mordmerkmals voraus. Da wir eben keine Einlassungen des Angeklagten haben und keinen Zeugen, der uns unmittelbar zum Vorgehen, zu den Geschehnissen und den genauen Tatumständen Auskunft erteilen kann, ist das, was ich glaube beweisen zu können, der schlichte Umstand der Tötung eines anderen Menschen.“
Der Verdächtige wird noch am gleichen Tag in der Innenstadt von Fulda festgenommen – seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Zum Prozessauftakt bestreitet Valerijs M. heute sämtliche Vorwürfe. Laut Verteidigung wird er sich im Verfahren nicht weiter zu der Anklage äußern.
Christian Celsen, Verteidiger: „Meine Arbeitshypothese lautet, dass wir im Augenblick nicht wissen, was passiert ist. Und das wir das auch nach dem Ermittlungsergebnis bislang nicht wissen können. Das ist meine Arbeitshypothese. Und wenn ich etwas nicht weiß, kann ich dafür auch niemanden verurteilen.“
Weil der Angeklagte schweigt und kein Zeuge die Tat beobachtet hat, geht das Gericht von einem langen und komplizierten Indizienprozess aus. Bei einer Verurteilung droht Valerijs M. eine langjährige Haftstrafe.