Asiatische Hornisse bedroht heimische Bienenarten

Pflanzen oder Tiere, die sich außerhalb ihrer heimischen Umgebung ausbreiten, bezeichnet man als „invasive Arten“. Das ist problematisch, denn dort haben sie in der Regel keine natürlichen Feinde und gefährden das Ökosystem. In Rheinland-Pfalz breiten sich neben Ochsenfröschen und Sumpfkrebsen jetzt auch die Asiatischen Hornissen aus.

Andreas Presuhn macht sich für eine schwierige Mission bereit. In Maxdorf haben Asiatische Hornissen hoch im Baum ein Nest gebaut. Eine Mitarbeiterin des angrenzenden Kindergartens hat die invasive Art erkannt und das Nest sofort gemeldet. Das muss der Imker jetzt entfernen. Im Vergleich zur heimischen, geschützten Hornisse hat die Vespa Velutina gelbe Beine und einen dunkleren Körper. Eigentlich kommt sie aus Südostasien.
Andreas Presuhn, Imker
„Sie wurde eingeschleppt, versehentlich. Eine einzige Königin wurde 2004 in Frankreich eingeschleppt mit einer Ladung Töpferwaren wahrscheinlich und von da aus hat sie sich angefangen auszubreiten über ganz Europa.“
Seit einigen Jahren vermehrt sie sich auch in Rheinland-Pfalz. 2021 gab es noch drei Sichtungen. Vergangenes Jahr wurden bereits 15 Nester entfernt. Dieses Jahr sind es schon 160 Nester. Da in jedem Nest bis zu 500 Königinnen leben, erwartet der Imker, dass sich die invasive Art schnell ausbreitet.
Das einzige Mittel: Die Nester entfernen. Eine heikle Aufgabe, denn so einfach geben die Hornissen ihr Heim nicht auf. Zuerst muss Andreas Presuhn das Nest mit Schaum verschließen, dann betäubt er die Hornissen mit einer Giftspritze. Dabei muss er Ruhe bewahren, denn nur ein Spezialanzug schützt ihn vor den schmerzhaften Stichen. Eigentlich sind die Hornissen friedlich, wer ihnen aber zu nahe kommt, riskiert eine Attacke.
Andreas Presuhn, Imker
„Wir wissen 50% der Stiche werden den Ärzten vorgestellt. Das ist das, was wir dieses Jahr an Daten erhoben haben und auch 10% der Stiche haben dieses Jahr von den Nestern, die ich entfernt habe, bei den Findern zu anaphylaktischen Schocks geführt, die dann auch mehr oder weniger mit dem Heli in die Klinik mussten.“
Doch auch für Insekten kann die Asiatische Hornisse gefährlich sein, denn sie stehen auf der Speisekarte der Vespa Velutina. Diese lauern zum Beispiel vor Bienenstöcken, schnappen sich eine Biene und verspeisen sie. Ein ganzes Nest der Asiatischen Hornisse frisst elf Kilo Insekten pro Jahr. Daher ist die invasive Art für den Landesvorsitzenden des Imkerverbands, Thomas Hock, auch eine Gefahr für die Biodiversität. Er erklärt, dass aktuell nur zwei Imker für ganz Rheinland-Pfalz die Nester ehrenamtlich entfernen. Bei der rasanten Ausbreitung eine zu hohe Last.
Thomas Hock, Vorsitzender Imkerverband Rheinland-Pfalz
„Wenn wir die einzigen sind auf deren Schultern das Thema quasi ausgetragen wird, das Umweltministerium der Ansicht ist, dass das keine Gefahr mehr ist für die Biodiversität, obwohl jetzt am Wochenende eine Konferenz war, bei der ganz klar gesagt wurde, es ist eine Thema für die Biodiversität. Es gibt neue Studien, dass Hummeln, Wildbienen, Wespen eben mit zum Nahrungsspektrum gehören. Und dann sagen wir: Nein, das kann nicht sein, dass das ein reines Imkerthema ist.“
Daher fordert er das Umweltministerium auf, mehr Hornissenbekämpfer auszubilden und Geld in die Aufklärung zu stecken, sonst müsse der Verband überlegen, ob die Imker weiterhin die Nester entfernen können. Das Ministerium entgegnet, es habe schon viel Personal und Geld zur Verfügung gestellt.
Erwin Manz, Staatssekretär im Umweltministerium
„Wenn nun aber durch den Klimawandel die Umweltsituation so verschärft, dass eine solche Art wie auch andere Arten sich ausbreiten, dann wird man am Ende das Ziel aufgeben müssen, eine Art wieder gänzlich dezimieren zu können.“
Und so könnte auf Andreas Presuhn und seinen Kollegen in Zukunft noch viel mehr Arbeit zukommen und die Asiatische Hornisse wäre in Rheinland-Pfalz heimisch. Mit unangenehmen Folgen für das Ökosystem und den Menschen.