Apotheken-Versandzentrum soll Lieferengpässe stoppen

Wenn man krank ist, dann geht’s normalerweise ab zum Hausarzt. Der verschreibt nach der Untersuchung ein Medikament, dass man dann in der nächsten Apotheke abholt. So weit, so einfach. Doch derzeit sind in Deutschland viele Arzneimittel nur schwer zu bekommen. Ein Apotheker im Taunus baut deshalb nun ein großes Versandzentrum und sagt den Lieferengpässen den Kampf an.

Fiebermedikamenten für Kinder sind seit Monaten schwer zu bekommen. Auch bei Antibiotika und Herz-Kreislauf-Mittel gibt es immer wieder Lieferschwierigkeiten. Egal, wo die Lücke im Regal klafft, am Ende leiden die Patienten.
Wie alle Apotheker, hat auch Marc Schrott Schwierigkeiten bei der Versorgung seiner Kunden im Taunus. Linderung soll nun ein neues Verteilzentrum schaffen, das die wichtigsten Medikamente immer auf Lager hat.
Marc Schrott, Apotheker
„Das ist ja nicht die Schwierigkeit, dass wir zu wenig Ware bekommen würden, die Schwierigkeit ist, dass die Ware viel zu spät bestellt wird. Früher gab es Sommer- /Winterbevorratung in der Pharmaindustrie, das war ganz üblich – hat jeder Apotheker vor 20 Jahren gemacht – und heute ist es aber anders geworden. Es gibt die Ausschreibungen, Kassen verändern von heute auf morgen, welchen Bedarf wir haben, und es kann keiner mehr was lagern.“
Nun will man wieder lagern – wie früher – mit der Technik von heute. Automatisierte Prozesse sollen bis zu 20.000 Arzneimittellieferungen pro Tag ermöglichen.
Das neue Apotheken-Versandzentrum bietet dafür mit 13.000 Quadratmetern viel Platz. Über 80 Prozent der Arzneimittel in Deutschland werden allerdings derzeit in Indien und China hergestellt.
Die Produktion müsse wieder nach Europa zurückgeholt werden, sagt der Pharmazeut. Der hessische Ministerpräsident stimmt zu.
Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident Hessen
„Pharmaindustrie ist nicht nur wirtschafts- sondern auch arbeitsplatzstark. Deswegen ist es ein Wirtschaftsfaktor und insoweit müssen wir Pharmaindustrie und Pharmaproduktion wieder zurückholen nach Deutschland, gerne auch nach Hessen aber mindestens nach Europa, auch was Vorprodukte natürlich betrifft. Ansonsten werden wir diese Lieferengpässe nicht beheben können.“
Noch sind die Lieferengpässe regional und global nicht beseitigt. Im Taunus hofft man aber, bald eine stabilere Versorgung zu haben.