Angriffe auf Rettungskräfte in der Silvesternacht

Mit ziemlich viel Knallerei sind die Hessen und Rheinland-Pfälzer ins neue Jahr gestartet – fast überall gab’s Feuerwerk. Nach zwei Jahren Böllerverbot wurde der Himmel um Mitternacht wieder hell erleuchtet. Doch so spektakulär das Glitzern für viele auch sein mag – immer wieder gibt es zahlreiche Diskussionen um die Feuerwerksraketen, denn nicht alle, die feiern, gehen verantwortungsvoll damit um.

Die Polizei in Frankfurt spricht von einer arbeitsintensiven silvestertypischen Nacht. Rund 100 Mal müssen Rettungswagen ausrücken, sogar mehr als 100 Mal wird die Feuerwehr zu Bränden gerufen. So brennt in der Silvesternacht gegen 2:30 Uhr etwa die Filiale eines Discounters, nachdem ein brennbarer Gegenstand durch eine Scheibe geworfen wird. Das Feuer kann zwar schnell gelöscht werden, trotzdem entsteht ein Sachschaden von 100 000 Euro. Die Polizei kann kurz darauf zwei Tatverdächtige festnehmen.
Immer wieder müssen Personen verletzt ins Krankenhaus. Wie die Polizei in Frankfurt berichtet, soll in mehreren Stadtteilen Feuerwerk gezielt auf Menschen abgefeuert worden sein. Das Frankfurter Polizeipräsidium wird mit Raketen beschossen. Auch Einsatz- und Rettungskräfte sollen angegriffen worden sein – unter anderem durch gezielte Würfe mit Feuerwerkskörpern. Mehrere Angreifer werden festgenommen.
Und auch in Offenbach soll die Polizei mit Pyrotechnik beschossen worden sein, wie dieses Handyvideo zeigen soll.
Besonders drastisch ist ein Fall aus dem hessischen Dreieich. Dort werden zwei Feuerwehrmänner angegriffen. Als Sven Bertog und sein Kollege in der Silvesternacht unterwegs sind, springt ein Mann unvermittelt vor das Feuerwehrauto und zwingt es zur Vollbremsung. Als der Feuerwehrmann die Fensterscheibe runterkurbelt, sprüht ein 19-Jähriger Reizgas ins Einsatzfahrzeug.
Sven Bertog, stv. Wehrführer Feuerwehr Dreieich-Sprendlingen
„Ich bin seit mittlerweile 27 Jahren Mitglied der Frewilligen Feuerwehr Dreieich-Sprendlingen und was man da jetzt in der Silvesternacht erleben musste, ist schon echt ein starkes Stück, dass wirklich Feuerwehrleute mit Reizgas angegriffen werden – ohne jeglichen Grund. Da stellt man sich dann doch die Frage. Was passiert hier eigentlich?“
Sven Bertog und sein Kollege müssen im Krankenhaus behandelt werden. Stadtbrandinspektor Markus Tillmann ist schockiert über das Außmaß der Gewalt.
Markus Tillmann, Stadtbrandinspektor Dreieich
„Solche Übergriffe nehmen zu. Wir haben es gemerkt bei den Einsätzen. Da werden Fahrzeuge mit Flaschen beworfen, da werden Feuerwehrfahrzeuge auch mit Böllern beworfen oder auch mit Raketen beschossen. Also es nimmt definitiv zu.“
In Wiesbaden werden in der Nacht mutwillig Müllcontainer und ein Auto angezündet. In Groß-Gerau brennt durch Feuerwerkskörper der Unterstand für Einkaufswagen an einem Supermarkt.
Vandalismus und gezielte Angriffe auf Menschen befeuern einmal mehr die Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Silvesterknallerei. Die hessische Polizeigewerkschaft mahnt Angriffe auf Uniformträger nicht zu tolerieren.
Jens Mohrherr, Vorsitzender Gewerkschaft der Polizei Hessen
„Die Justiz muss handeln und zwar schnell. Strafe muss sozusagen auf dem Fuß folgen. Wir dürfen nicht lang rumlavieren. Auch muss die Justiz die vollen Tatbestandsmerkmale erkennen und ausschöpfen. Auch die Strafmaße dann so anlegen, dass wir hier ne abschreckende Wirkung haben. Und die Gesellschaft darf nicht dabeistehen, johlen, klatschen, sondern die muss auch entschieden sich davon abwenden und auch dagegen vorgehen.“
Feuerwerk, ja oder nein? Wir hören uns in Frankfurt um, was die Bürger von einem möglichen Böllerverbot halten.
Susan Müller, Gewerkschaftssekretärin
„Ich bin definitiv für ein Böllerverbot, weil ich es einfach nicht mehr zeitgemäß finde. Allerorts liest und hört man von Krise, von Nahrungsmittelengpässen, von steigenden Preisen. Und deswegen hab ich offen gesagt kein Verständnis mehr dafür, dass Geld für etwas ausgegeben wird, was nur ein paar Sekunden Krach macht.“
Tobias Horst, Pilot
„Ich finds erstmal für die Umwelt kritisch. Und auch gefährlich. Wir waren jetzt erst am Wochenende auch feiern und ein Freund von uns hat einen Böller an den Kopf bekommen – mit Krankenwageneinsatz. Also, ich find nicht, dass das sein muss.“
Bianca, Rentnerin
„Ich bin natürlich gegen Böllerverbot. Weil ich finde, das muss irgendwie jeder selbst entscheiden. Wir sind ja alle vernünftige Menschen. Aber ich verstehe natürlich, was jetzt passiert ist und es ist schrecklich und die Leute müssen einfach zur Rechenschaft gezogen werden.“
Aus vielen Polizeistationen in Hessen und Rheinland-Pfalz werden allerdings keine besonderen Vorkommnisse gemeldet. Es sei trotz kleinerer Zwischenfälle ein insgesamt friedlicher Jahreswechsel gewesen. Und so geht die Diskussion um Ruhe oder Reinböllern wohl wieder in die nächste Runde.