Angespannte Situation in rheinland-pfälzischen Notaufnahmen

Unser Gesundheitssystem gerät immer öfter an seine Grenzen – und das ist noch milde ausgedrückt. Wie wir jetzt wieder sehen. Notaufnahmen sind – wie der Name schon sagt – für Notfälle da. Eigentlich ganz logisch. Doch aktuell sind die Notaufnahmen vieler rheinland-pfälzischer Krankenhäuser voll mit Patienten, die keine Notfälle sind. Die Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz schlägt Alarm.

Herzinfarkt, Schlaganfall, schwere Verletzungen. Solche Patienten sind ein Fall für die Notaufnahme. Doch zurzeit kommen immer häufiger Menschen, die hier aus Sicht von Andreas Wermter nichts zu suchen haben.
Andreas Wermter, Geschäftsführer Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz
„Es sind viele Patienten jetzt vermehrt, die zu den Notaufnahmen kommen, die eben nicht mehr einer akuten Behandlung bedürfen, sondern vielleicht ein Rezept haben wollen oder eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Das sind Patienten, die aus unserer Sicht in die ärztliche Bereitschaftsdienstpraxis gehören und nicht in die Notaufnahme.“
Doch die ärztlichen Bereitschaftspraxen in Rheinland-Pfalz haben ihre Öffnungszeiten seit Anfang des Jahres drastisch reduziert. Montags, dienstags, donnerstags und in der Nacht bleiben die Praxen neuerdings zu. An den übrigen Tagen gelten reduzierte Öffnungszeiten.
Andreas Wermter will das so nicht hinnehmen. Denn:
Andreas Wermter, Geschäftsführer Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz
„Für die Krankenhäuser ist das so, dass sie wieder einmal ein Lückenbüßer sein müssen für die Defizite in anderen Bereichen. Und wir erwarten schon auch von der Politik, dass sie hier eine Lösung herbeiführt, damit diese Belastung eben nicht noch weiter zunimmt.“
Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium  teilt heute mit, man bedauere die Entwicklung. Verantwortlich sei allerdings die Kassenärztliche Vereinigung.
Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Dass die Notaufnahmen über eine Mehrbelastung klagen, ist verständlich und nachvollziehbar. Unverändert gilt aber auch, dass die KV in der Pflicht ist, die ärztliche Versorgung im Bereitschaftsdienst sicherzustellen.“
Die Kassenärztliche Vereinigung stellt in einer Pressemitteilung allerdings klar, den niedergelassenen Ärzten keine Bereitschaftsdienste aufzwingen zu können. Viele würden sich gerade deshalb für die Arbeit in einer Praxis entscheiden, weil sie keine Nacht-und Wochenenddienste machen wollen. Um mehr Ärzte für den Bereitschaftsdienst zu gewinnen, müsse der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen verbessern, so die KV.
Kurzfristig ist wohl also keine Entlastung für die Notaufnahmen in Sicht. Im Gegenteil: In weiten Teilen von Rheinland-Pfalz ist aktuell die Straßenfastnacht in vollem Gange. Eine Zeit, die den Kliniken erfahrungsgemäß einige zusätzliche Patienten bringt.
Andreas Wermter wünscht sich deshalb, feiern mit Augenmaß und dass in der Notaufnahme wirklich nur diejenigen erscheinen, die auch Notfälle sind.