Angespannte Lage in der Chemiebranche

Die Chemieindustrie ist ein wichtiges Standbein für die rheinland-pfälzische Wirtschaft. Mit der BASF sitzt hier der größte Chemiekonzern der Welt. Doch nicht nur dort gibt es Sorgenfalten, denn der Branche geht es nicht gut. In Ludwigshafen haben heute die Chemieverbände über die aktuelle Lage informiert.

Noch gehört die Chemieindustrie in Rheinland-Pfalz zu den Big Playern. Doch der Trend zeigt bergab. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz der chemischen Industrie um rund 23 % auf 21,9 Milliarden Euro gesunken, die Standortkosten steigen, die Auftragszahlen sinken. Die Unternehmen fühlen sich im Stich gelassen.
Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer Chemieverbände Rheinland-Pfalz
„Rheinland-Pfalz ist insgesamt ein starker Standort mit einer sehr vernetzten, sehr breiten Chemie. Wir können viel – trotzdem leiden unsere energieintensiven Industrien momentan unter Energiepreisen, die schlichtweg nicht wettbewerbsfähig sind. Das kann auf Dauer nicht so weitergehen und ja – wenn sich politisch nichts tut, dann wird der Standort leiden in der Chemie.“
Große Chemieunternehmen wie die BASF haben bereits angekündigt, die Standorte im Ausland weiter zu stärken. Liegt der Strompreis in Deutschland aktuell bei knapp 16 Cent pro Kilowattstunde, würde ein Unternehmen in den USA gerade mal ein Viertel davon zahlen. Die Strompreisbremse sei da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Unternehmen sind frustriert.
Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer Chemieverbände Rheinland-Pfalz
„Wir tun alles, damit wir am Standort hier eine Zukunft haben. Aber die strukturellen Rahmenbedingungen momentan sind bedrohlich, die sind alarmierend. 30 Prozent Auftragseinbruch – unsere Anlagen sind nicht ausgelastet – da muss etwas passieren. Es ist geredet worden, aber es sind leider keine Fakten von der Politik geschaffen. Wir brauchen dringend eine Industrie-Initiative, die uns hilft.“
Einziger Lichtblick: die Ansiedelung des US-Pharmakonzerns Lilly in Alzey. Das neue Werk sei ein gutes Signal für den Chemiestandort Rheinland-Pfalz. Auch BioNTech sei weiterhin ein wachsendes Unternehmen. Doch auch in der Pharmaindustrie sinkt der Umsatz nach dem Ende der Corona-Pandemie um fast 50 Prozent. Und der Ausblick auf das kommende Jahr sei laut den Chemieverbänden düster.