Angeklagte im Prozess wegen Putschplänen sagt aus

In Koblenz ging heute der Prozess gegen die Gruppe weiter, die sich selbst „Vereinte Patrioten“ genannt hat. Die Anklage: Sie wollten den Gesundheitsminister mit Waffengewalt entführen, einen bundesweiten Stromausfall herbeiführen und die Regierung in Berlin stürzen. Heute hat die mutmaßliche Anführerin der Gruppe ausgesagt – und dabei Abgründe offenbart.

„Danksagung für den sogenannten Haftbefehl“ – so überschreibt Elisabeth R. ihre heutige Aussage. Schließlich habe sie sich absichtlich verhaften lassen, um ihre Lehren im Prozess darzustellen. In epischer Breite offenbart die pensionierte Religionslehrern ein bizarres Weltbild, in dem das Kaiserreich weiterbesteht und von einer „Bundesrepublik Deutschland AG“ unterdrückt wird. Ihre kruden Theorien zu einer „geheimen Weltregierung“ und der drohenden „Ausrottung der Allemannischen Rasse“ sagen dabei auch etwas über ihre Mitangeklagten aus.
Robert Murmann, Reporter in Koblenz:
Zu Beginn der Verhandlung hat Elisabeth R. angekündigt, mit ihrer Aussage aufklären zu wollen. Doch als Beobachter hat man das Gefühl, dass sie sich und ihre Mitstreiter stattdessen mit jedem Satz weiter entlarvt. Sollten die Angeklagten sie wirklich ernst genommen und zu ihrer Anführerin gewählt haben, hätten sie damit ein Maß an Verblendung offenbart, das jeden Anspruch auf Ernsthaftigkeit ad absurdum führt.
Doch zwischen religiösen Andeutungen und deutlich erkennbarem Antisemitismus gibt die Angeklagte auch Dinge von sich, die aufhorchen lassen: sie hätte nichts von den gekauften Waffen der Gruppe gewusst und Gewalt stets abgelehnt. Aussagen, die zumindest der Verteidiger des Mitangeklagten Michael H. überzeugend findet.
Otmar Schaffarczyk, Verteidiger von Michael H.
„Ich habe das so wahrgenommen wie sie es gesagt hat und wenn man ihre Vita kennt und auch ihre Publikationen kennt, ging es ihr ja im Prinzip nur um die Deutsche Geschichte. Und diese ganze Militärische Operation die war ihr fremd, so stellt sie es zumindest dar.“
Auch die anderen Angeklagten haben bereits angekündigt, vor Gericht Aussagen machen zu wollen. Für den Prozess sind insgesamt 42 Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil wird erst im kommenden Jahr gerechnet.