American Heiner – ein Urzeit-Promi zeigt sich in Darmstadt

Promis, die in Darmstadt leben? Da fällt einem spontan so niemand ein. Aber es gibt einen wirklich weltberühmten Darmstädter, einen Einwanderer aus den USA: das Mastodon. Gerade zurück aus Washington, wo der Urelefant zwei Jahre lang ausgestellt worden ist, bekommt der ausgestorbene Riese jetzt auch im Hessischen Landesmuseum endlich eine Ausstellung, die nur ihm gewidmet ist.

Mastodon. Schon der Name klingt imposant. Altgriechisch, auf Deutsch: Zitzenzahn. Das klingt weniger glamourös. Über drei Meter ist das Darmstädter Urtier groß. Es ist so um die 14.000 Jahre alt und wird liebevoll „American Heiner“ genannt.
Dr. Martin Faas, Direktor Hessisches Landesmuseum Darmstadt
„Unser Mastodon ist seit über 150 Jahren hier in Darmstadt und wer so lange in Darmstadt ist, der darf sich ein Heiner nennen. Denn Heiner heißen die Darmstädterinnen und Darmstädter.“
Warum, ist nicht ganz geklärt. Heiner ist frühhhochdeutsch und bedeutet „grobschlächtiger Kerl“. Auf das Mastodon trifft das schon zu. Ursprünglich gelebt hat der massige Urelefant am Hudson Fluss. Nicht ganz dorthin zurück, sondern nach Washington ist der American Heiner vor zwei Jahren gereist. Seit Anfang März ist er zurück in Darmstadt. Alle Knochen sitzen wieder an der richtigen Stelle. Charles Willson Paele hat das Mastodon zum ersten Mal zusammengesetzt. Seine Präsentation des Skeletts: ein unfassbares Ereignis.
Dr. Martin Faas, Direktor Hessisches Landesmuseum Darmstadt
„Das Mastodon des Hessischen Landesmuseums ist eine Sensation der Paläontologie-Geschichte. Es ist das erste fossile Elefantenskelett weltweit, was 1801 in Philadelphia aufgestellt wurde. Ein so großes Tier kannte man damals noch nicht. Es war eine Sensation, ein unglaubliches Biest.“
Die Entdeckung und die Ausgrabung des Biests sorgen für so viel aufsehen, weil sie die Welt endgültig auf den Kopf stellen. Charles Darwin ist noch nicht geboren. Die Entstehung der Welt: eine göttliche Schöpfung. Und dann der komplette Knochenfund eines ausgestorbenen Tieres.
Die ersten Zweifel werden schon 1760 gesät. Französische Soldaten finden in Amerika Mastodonzähne und bringen sie nach Europa.
Dr. Oliver Sandrock, Leiter der Paläontologie Hess. Landesmuseum Darmstadt
„Als man diese Zähne wissenschaftlich untersuchte, da kam die Idee auf, dass es ein Tier sein kann, das es nicht mehr gibt. Die haben 1760 gesagt: Das ist sehr wahrscheinlich ausgestorben. Heute würde man sagen: Na klar, ihr habt recht. Aber zu der Zeit das zu hinterfragen, dass es Aussterben gibt. Das heißt, du hinterfragst ja damit die Bibel. Das war schwierig und revolutionär. Viele sind, weil sie die Bibel hinterfragt haben, auf dem Scheiterhaufen geendet.“
Die Zähne gelten deshalb als Mona Lisa des Pariser Naturhistorischen Museums. Sie und viele weitere Leihgaben werden bis zum 19. Juni im Hessischen Landesmuseum ausgestellt. Das Mastodon bleibt in Darmstadt. Ein American Heiner, dessen Fund letztendlich 1859 zu Darwins Evolutionstheorie führt.