Ärzteprotest in Lahnstein

Sie haben es mitbekommen, wenn Sie heute in Rheinland-Pfalz einen Arzt besuchen wollten – viele Praxen blieben dicht. Denn in Lahnstein sind heute Ärzte und Psychotherapeuten zu einer Protestaktion zusammengekommen, um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen. Die Forderungen: Mehr Geld für eine faire Vergütung und die Umsetzung dringend notwendiger Reformen.

„Wir sehen schwarz!“ – so die finstere Prognose der Ärzte in Rheinland-Pfalz. Nicht nur, dass es gerade mit Blick auf den akuten Ärztemangel massiv an Nachwuchs fehlt. Es sind besonders die strikten Vorgaben für die Anzahl der Praxen sowie die gedeckelte Leistungsvergütung, die Ihnen Zukunftssorgen bereiten.
Dr. med. Stephan Scheicher, Hautarzt aus Mainz
„Ich betrachte das als eine absolute Missachtung unseres Berufsstandes. Sie können eine Praxis, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Sie das Personal halten müssen und Investitionen machen müssen, mit dem was jetzt bezahlt wird nicht mehr halten, das ist nicht möglich!“
Dr. med. Alexander Hauber, Cardio-Praxis Mainz
„Wir sind mit unserer Praxis am Limit. Die Patienten wollen kommen, wir haben Anfragen en masse. Und wir schaffen einfach nicht mehr zu machen und wir können auch einfach nicht mehr machen, weil wir budgetiert sind.“
Dr. med. Elmar Birk, Allgemeinarzt aus Rülzheim:
„Wir sind einem Zustand, wo die Unterversorgung droht und die paar bleibenden Kollegen die Versorgung nicht mehr schaffen.“
Die Kassenärztliche Vereiningung Rheinland-Pfalz kritisiert insbesondere, dass die vor rund 30 Jahren initiierten Gesundheitsstrukturgesetzte heute nicht mehr den tatsächlichen Bedarfen entsprechen.
Dr. Andreas Bartels, Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz
„Vor 30 Jahren gab es tatsächlich eine Ärzteschwemme. Jetzt haben wir viel, viel, viel zu wenig Ärzte. Und wir haben die Situation, dass wir mittlerweile 1.000 Arztpraxen in Deutschland nicht mehr … keinen Nachfolger mehr finden, nicht mehr besetzen können. Das heißt, die Regelung ist schon mal von sich aus unsinnig, diese Bedarfsplanung. Sie muss zumindest angepasst werden. Und die Budgetierung hinkt deswegen hinterher, weil wir, wie gesagt, einfach eine alternde Bevölkerung haben, die mehr Leistungen einfordert.“
Im Gesundheitsministerium blickt man deutlich optimistischer auf die Lage der rheinland-pfälzischen Hausärzte.
Clemens Hoch, SPD, Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Zum Beispiel bei den Budgets haben wir zum 1. Januar ja erreicht, dass die Kinderärzte quasi entbudgetiert wurden. Ich kann mir so eine quasi Entbudgetierung auch für den hausärzltichen Bereich vorstellen, also dass die Grundversorgung, die mit einer Mengenausweitung einhergeht, auch mit mehr Geld für die Ärzte einhergeht. Was die Bedarfsplanung angeht, habe ich einen anderen Blick. Rheinland-Pfalz ist ein Flächenland. Und wenn wir mit der Bedarfsplanung nicht mehr auch Niederlassungsmöglichkeiten im ländlichen Raum steuern würden, dann bestünde einfach die Gefahr, dass sich die Ärztinnen und Ärzte eher im städtischen Bereich niederlassen als auf dem ländlichen Raum und deswegen finde ich die Bedarfsplanung auch sehr zeitgemäß.“
Und so scheint es als müssten sie sich in Zukunft noch häufiger lautstark zusammenschließen. Denn um die Versorgung ihrer Patienten auf Dauer sicherstellen zu können, ist für die Ärzteschaft klar: So kann es nicht weitergehen!