Ärger über Fernwärme-Kosten in Hanau

Als Sie Ihre letzte Heizungsabrechnung in der Hand hatten – haben Sie da auch erst mal geschluckt? Vor allem bei der Fernwärme sind die Preise Anfang des Jahres geradezu explodiert. Dabei galt diese Wärmequelle eigentlich als günstige und klimafreundliche Alternative. Doch warum sind die Preise derart in die Höhe geschossen? Wir haben uns einen Fall in Hanau angeschaut.

Als Luisa Kretschmer zum Jahreswechsel ihre Abschlagszahlung im Briefkasten hatte, war das für sie erst mal ein Schock. Die Kosten haben sich für die Hanauerin fast verdoppelt auf über 400 Euro im Monat. Bei manchen Nachbarn in der Siedlung Argonner Park habe sich die Rechnung sogar verdreifacht.
Luisa Kretschmer, wohnt in Hanau
„Also meine erste Reaktion war: Schaffe ich das? Schaffe ich das langfristig, jeden Monat über 400 Euro allein nur für Wärme zu bezahlen. Das ging mir als erstes durch den Kopf.“
Dass die Wärme aus Rohrleitungen so teuer geworden ist, hat mehrere Gründe: Zum einen ist zu Jahresbeginn die staatliche Energiepreisbremse weggefallen, zum anderen schlagen nun verzögert die gestiegenen Energiepreise der Vorjahre voll durch. Spontan auf eine günstigere Wärmequelle umzusteigen ist nicht möglich: Bei Fernwärme gibt es meist nur einen einzigen Anbieter vor Ort, die Verträge laufen zudem über mindestens zehn Jahre.
In der Hanauer Siedlung Argonner Park hat sich inzwischen eine Interessengemeinschaft gebildet mit über 200 Mitgliedern. Ihr Anwalt Thomas Eichhorn kritisiert, dass die Fernwärmekosten in benachbarten Kommunen deutlich niedriger lägen, da diese den Preis mehrmals im Jahr anpassen würden. Die Stadtwerke Hanau hingegen nur einmal im Frühsommer. Das würde zu extremen Fällen führen.
Thomas Eichhorn, Rechtsanwalt
„Eine älter Dame, eine Rentnerin, deren Tochter mir mitgeteilt hat, dass der Fernwärmepreis, so wie er momentan gilt, höher ist als ihre eigene Rente ist. Also wir haben Leute, die haben 800 bis 900 Euro im Monat zu bezahlen, das sprengt ja jede normale Haushaltskasse.“
Die Stadtwerke Hanau argumentieren, durch die einmal jährliche Kostenanpassung wären die Preise in der Vergangenheit aber auch länger niedrig geblieben. Nun sollen die Kosten außervertraglich doch schon früher zum 1. April um rund 10 Cent pro Kilowattstunde sinken. Ab dann kommt ein Großteil der Hanauer Fernwärme nicht mehr aus einem Kohleblock im benachbarten Kraftwerk Staudinger, sondern aus eigenen Quellen mit günstigerem Gas.
Martina Butz, Geschäftsführerin Stadtwerke Hanau
„Da wollten wir doch eher nochmal abwarten, dass wir auch Planungssicherheit haben. Denn es wäre ja fatal, dem Kunden Anfang des Jahres mitzuteilen, dass Staudinger stilllegt – und wir sind ja nicht der Betreiber dieses Kraftwerks – und sich da dann noch was verändert und wir in der Kundenkommunikation keine Versprechungen machen, die wir nicht halten können.“
Für diesen Winter bleiben die Hanauer Fernwärmekunden aber erst mal auf ihren hohen Kosten sitzen. Anwalt Thomas Eichhorn will nun dafür kämpfen, dass die Kosten auch rückwirkend für den Jahresbeginn gesenkt werden und die Preiserhöhung zurückgenommen wird.