700 Jahre Kartäuserkloster Mainz

Das älteste Kartäuserkloster Deutschlands wäre in diesem Jahr 700 Jahre alt geworden. Es stand vor den Toren von Mainz. Ein bedeutendes und prunkvolles Kloster. Das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum in Mainz gibt bis zum 10. März Einblick in Kunst und Geschichte der Herberge der schweigenden Mönche.

Eine schöne Aussicht über den Rhein, ein großer Garten, einst bestimmt auch mit Rosen. Heute der Mainzer Volkspark, einst das Gelände des ältesten und prunkvollsten deutschen Kartäuserklosters. Nur noch Gemälde und Zeichnungen erinnern an den großen prunkvollen Bau.
Dr. Gerhard Kölsch, Kurator der Ausstellung
„Die Kartäuser waren noch ein relativ junger Orden. Der Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt gibt ihnen im Jahr 1320 einen Bauplatz im Rheingau, um dort das erste deutsche Kartäuserkloster zu gründen. Das floriert allerdings nicht und man zieht dann um vor die Tore von Mainz im Jahr 1323.“
Ein großes Kloster. Die Kartäuser leben in kleinen Zellen, schlafen nicht länger als vier Stunden, sie schweigen den ganzen Tag. Ein strenger, aber auch ein reicher Orden. Die Mönche betreiben Landwirtschaft, schreiben Bücher und beten.
Dr. Gerhard Kölsch, Kurator der Ausstellung
„Fürbitten, damit kann man für sein eigenes, aber auch für fremdes Seelenheil sorgen und das war sehr interessant. Denn Stifter konnten sich quasi in der Kartause einkaufen und konnten die Mönche dort für ihr eigenes Seelenheil beten lassen. Wenn Sie so wollen, ist das natürlich das Schaffen einer Währung aus dem Nichts. Man kann es durchaus mit Augenzwinkern mit den heutigen bitcoins vergleichen.“
Prunkvolles Kunsthandwerk! Das Kloster wird mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. In der Barockzeit ist es das schönste und prunkvollste deutsche Kloster. 1723 wird ein einzigartiges, riesiges Chorgestühl erbaut. Einiges ist heute noch erhalten, Teile finden sich sogar in den USA wieder. Eine Handwerksarbeit die ihresgleichen sucht.
Dr. Gerhard Kölsch, Kurator der Ausstellung
„Diese prunkvolle Kirche galt als überregionale Sehenswürdigkeit. Wir wissen von Reisenden, dass man die Kirche auch besuchen konnte. Das barocke Chorgestühl galt als Wunderwerk der Schreinerkunst. Einige Stücke haben es sogar bis ins Metropolitan Museum von New York geschafft. Was zeigt, dass auch heute noch dieses Chorgestühl für seine Kunstfertigkeit bewundert wird.“
Zum Glück kann einiges der prachtvollen barocken Ausstattung noch bewundert werden. Im Zuge der Aufklärung wird das Kloster 1781 aufgelöst, das Gebäude abgerissen, das Inventar versteigert und zu Geld gemacht.
Dr. Gerhad Kölsch, Kurator der Ausstellung
„Man kann sagen, der Reichtum der Kartause war auch ihr Fluch gewesen, denn es bedeutet ihr Ende, die Kartause wurde eben auch durch den Mainzer Kurfürsten Erthal aufgelöst, Erthal hatte große Pläne. Er wollte im Sinne der Aufklärung seine Universität reformieren, dafür brauchte es Geld.“
Spuren der Kartause gibt es zum Beispiel in der Mainzer Altstadt. Eingebaut in die St. Ignazkirche. Sonst erinnern nur eine Straße und ein Gedenkbrunnen an das einzige prachtvolle Kloster vor den Toren der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt.