500-Kilo-Bombe in Wiesbaden

In der Nacht vom zweiten auf den dritten Februar 1945, erlebte Wiesbaden den schwersten Bombenangriff seiner Geschichte. Über 500 Menschen wurden damals getötet, Tausende wurden obdachlos. Überbleibsel der Luftangriffe aus dem Zweiten Weltkrieg schlummern heute noch im Erdreich vieler deutscher Städte. Nachdem gestern in Wiesbaden bei Bauarbeiten ein amerikanischer 500 Kilo-Blindgänger entdeckt wurde, mussten heute etwa 10.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

Alle müssen raus. Seit dem frühen Morgen läuft die Evakuierung. Anwohner in einem Umkreis von einem Kilometer um die Fundstelle im Wiesbadener Stadtteil Biebrich müssen ihre Häuser verlassen. Im Verkehr kommt es dadurch zu massiven Einschränkungen. Unter anderem müssen zwei Autobahnen im Bereich um das Schiersteiner Kreuz voll gesperrt werden. Die Stadt stellt eine Notunterkunft bereit.
Peter Scheld, Anwohner
„Bin seit 9 Uhr hier, gibt Kaffee und Essen, alles wunderbar.“
Doch viele andere waren nicht so pünktlich oder hatten nichts von der Evakuierung mitbekommen und sprengten so den Zeitplan.
Jörg Zabolitzki, Feuerwehr Wiesbaden
„Neun Uhr war unser Plan, das Gelände evakuiert zu haben. Wir hatten Vorplanungen, was die Liegend- und Sitzendtransporte anging. Hatten mit 65 geplant, mittlerweile sind wir bei 130 Transporten, also die Zahl hat sich verdoppelt und auch um neun Uhr hat uns die Polizei gemeldet, dass erst drei Viertel der Bewohner den Bereich verlassen haben.“
Deshalb verspätet sich auch die ursprünglich für 12 Uhr geplante Entschärfung. Die Einsatzleitung muss den Zeitplan mehrfach nach hinten verschieben.
Christiane Hinninger (Bündnis 90 / Die Grünen), Bürgermeisterin Wiesbaden
„Das fragen wir uns auch immer, woran liegt das. Wir haben gestern mit der Kommunikation begonnen, sind durch die Straßen gefahren mit der Polizei und Lautsprecher, haben über alle Medien informiert, aber es gibt auch Menschen, die gehen früher zu Bett oder sagen: ‚Ich will davon nicht belästigt werden.‘ Erst wenn das Gebiet leergezogen ist, dann gibt unser Krisenstabsleiter dem Sprengmeister das Go, dass er sich an die Bombe machen kann.“
Um kurz nach 13 Uhr kann der Kampfmittelräumdienst schließlich mit der Arbeit beginnen und meldet gegen 14:20 Uhr: Entschärfung erfolgreich geglückt.
Jörg Zabolitzki, Feuerwehr Wiesbaden
„Erst mal Riesenerleichterung, dass das Ganze gut vonstatten gegangen ist. Unser Einsatz wird sich noch hinziehen, sicher noch drei bis vier Stunden, bis alle Patienten nach Hause gefahren sind, von daher wird’s noch dauern, aber wir sind erleichtert.“
Mit Bussen werden die Anwohner zurück nach Hause gebracht. Ein Einsatz, der für die Experten des Kampfmittelräumdienstes, fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin Alltag ist.