2G Nein – 2G Ja

Der Frust der Einzelhändler in Rheinland-Pfalz ist groß. Die 2G-Regel ist das nächste Kapitel in der unendlichen Geschichte des Regel-Wirrwarrs während der Corona-Pandemie. In den meisten Geschäften in Rheinland-Pfalz gilt weiterhin: Nur Geimpfte und Genese dürfen rein. Im hessischen Einzelhandel ist die 2G-Regel hingegen ab heute vom Tisch. Endlich können sich Händler dort wieder ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Die Erleichterung ist deutlich spürbar.

Endlich muss Henrike Lipski in ihrem Schuhladen in Wiesbaden keine 2G-Nachweise mehr kontrollieren. Wobei – ihre kleinen Kunden waren selten das Problem.
Henrike Lipski, Inhaberin Kinderschuhladen Wiesbaden
„Die Kinder sind eigentlich ganz stolz auf alles, was sie zeigen dürfen. Die bringen ihre Testhefte mit, die zeigen, dass sie Corona-negativ sind, die zeigen, dass sie getestet worden sind. Bei denen ist das überhaupt gar nicht das Problem, die sind eigentlich ganz stolz darauf, wenn sie Regeln einhalten dürfen. Bei den Erwachsenen ist das manchmal so ’ne Sache. Da sind wir ganz froh, dass wir da keinen mehr kontrollieren müssen.“
Statt auf Bürokratie und Diskussionen kann sie sich nun ganz auf ihr Geschäft konzentrieren. Doch die Inzidenz in Wiesbaden liegt bei über 2.000. Auch ohne 2G befürchtet Henrike Lipski deshalb, dass weiterhin viele Kunden wegbleiben.
Henrike Lipski, Inhaberin Kinderschuhladen Wiesbaden
„Es lohnt sich an manchen Tagen gar nicht, das Licht anzuschalten.“
Obwohl ganz Hessen ein Corona-Hotspot ist, hat die Landesregierung die Maßnahmen heute gelockert. Sie hält das für vertretbar, weil die vorherrschende Omikron-Variante zwar sehr ansteckend sei, dafür aber weniger Menschen schwer erkrankten.
In Fußgängerzonen muss deshalb hessenweit keine Maske mehr getragen werden und das Alkoholverbot an belebten Plätzen entfällt.
Bei Großveranstaltungen im Freien wie zum Beispiel bei Fußballspielen dürfen 50% der Zuschauerplätze besetzt werden. Maximal dürfen 10.000 Menschen in ein Stadion.
Im Innenbereich ist die Auslastung auf 30% und maximal 4.000 Zuschauer begrenzt. Dort gilt ab heute eine 2G+-Regel.
In der Gastronomie gibt es hingegen keine Lockerungen. Das hält der Hotel-und Gaststättenverband für unverhältnismäßig.
Steffen Ackermann, Vizepräsident Dehoga Hessen
„Die Umsatzrückgänge haben mittlerweile dazu geführt, dass sich zahlreiche Betriebe nicht nur in ihre akuten Existenznot befinden und sehen, sondern Ersparnisse sind in Teilen aufgebraucht. Selbst die Altersvorsorge wurde hie und da bereits beansprucht. Also wir brauchen dringend eine Perspektive, eher heute als morgen.“
Eine Perspektive fordern auf der anderen Seite des Rheins auch die Freien Wähler. Denn während die Nachbarbundesländer Hessen, Baden-Württemberg und das Saarland 2G im Einzelhandel gekippt haben, hält die rheinland-pfälzische Landesregierung aktuell noch daran fest.
Stephan Wefelscheid, Freie Wähler, Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Es ist einfach nicht erklärlich, warum in Rheinland-Pfalz dann hier Leute, die im Grenzgebiert zu anderen Bundesländern wohnen, dann hier mit 2G konfrontiert, während sie über den Rhein zum Beispiel – wir sind jetzt hier in Mainz – in Mainz-Kastel dann so einkaufen gehen können. Das verzerrt den Wettbewerb und führt letztendlich nur dazu, dass Kundenströme sich verlagern.“
2G ist im hessischen Einzelhandel also Geschichte. Stattdessen muss jetzt FFP2-Maske getragen werden. Eine Maßnahme, die Henrike Lipski auch zum eigenen Schutz begrüßt. Sie hofft, dass bald wieder viele Kunden unbeschwert einkaufen gehen. Zumal ab heute eine Hürde weniger besteht.