2G im Einzelhandel lässt Umsätze einbrechen

Seit der vergangenen Woche gilt im Einzelhandel in Hessen und Rheinland-Pfalz eine 2G-Regel. Das heißt: Nur wer geimpft oder genesen ist und das auch nachweisen kann, darf in Bekleidungsgeschäften, Möbelhäusern oder Parfümerien einkaufen. Eine Regel, die viele Geschäfte hart trifft, wie unser Beispiel aus Fulda zeigt.

Gähnende Leere im Bekleidungsgeschäft Catwalk in der Fuldaer Innenstadt. Seit der Einführung von 2G im Einzelhandel hat Inhaber Reginald Bukel kaum noch Kundschaft. Ungeimpfte dürfen erst gar nicht in den Laden, der Rest muss an der Tür warten und wird erst mal kontrolliert.
Reginald Bukel, Inhaber Catwalk Fulda
„Das Vorzeigen des jeweiligen Impfnachweises oder Genesenennachweises und auch die Kontrolle der Personalien, die wir ja durchführen müssen, das schreckt doch einige ab.“
Normalerweise macht Bukel im Vorweihnachtsgeschäft ein Viertel seines Jahresumsatzes. Doch jetzt hält ihn nur sein Onlineshop über Wasser. Statt in die Stadt zu gehen, ordern die Kunden lieber sicher von zuhause aus.
Reginald Bukel, Inhaber Catwalk Fulda
„Der Rückgang der Kunden ist doch immens. Also, wir spüren das ganz erheblich. Zwischen 60 und 40% weniger Kunden haben wir im Geschäft. Die, die kommen, kaufen auch gerne ein, akzeptieren auch die neuen Regelungen. Aber die Kundenzahl an sich ist deutlich zu wenig.“
Ein entspannter Einkaufsbummel in mehreren Läden, das sei mit 2G nicht möglich, meint Bukel, der auch das City Marketing in Fulda leitet. Vor jedem Geschäft kontrolliert zu werden sei vielen Kunden zu mühselig. Die Fuldaer Bürger sind geteilter Meinung.
Reporterin
„Dass Sie jetzt immer den Impfausweis vorzeigen müssen, den Personalausweis; nervt Sie das?“
Heidemarie Heilert
„Das ja! Es gibt andere Städte, wo es Bändchen gibt. Das finde ich besser dann. Das würde ich besser finden, dass ich einmal irgendwo war und ein Bändchen bekomme und gehe dann den ganzen Tag damit rum.“
Martin Drageser
„Es ist etwas lästig, aber ich würde nicht sagen, dass es mich nervt, sondern okay, ist halt so.“
Rainer Heldmann
„Ist doch selbstverständlich, dass man das vorzeigt. Ich find das vollkommen richtig.“
Wie genau sich 2G auswirkt, wollte die Industrie- und Handelskammer in Fulda prüfen und hatte alle Einzelhändler aufgerufen eine Woche lang zu dokumentieren, wie die Geschäfte laufen. Die IHK hat die Daten ausgewertet und mit der Vorjahreswoche verglichen.
Michael Konow, Hauptgeschäftsführer IHK Fulda
„Wir haben herausgefunden, dass es bei 80% der Unternehmen, die daran teilgenommen haben, zu Umsatzeinbrüchen kommt. Insgesamt – also durchschnittlich – beträgt der Umsatzeinbruch 22,8%. Und qualitative Daten haben wir auch und da berichten ganz ganz viele EinzelhändlerInnen, dass die Kunden kommen nicht mehr zum spontanen Einkaufsbummel. Also diese ganzen Gelegenheitskäufe, die fallen weg.“
Die Kundenzahl sei um rund 32% zurückgegangen. Wirtschaftlich eine Katastrophe. 2G dürfe daher keine Dauerlösung sein, fordert die IHK.
Einzelhändler wie Reginald Bukel hoffen kurzfristig auf eine zentrale Überprüfung der Impfausweise in Fulda – so wie es beispielsweise die Stadt Mainz mit der Bändchenlösung vormacht. Ohne ständige Kontrollen – so hofft Reginald Bukel – finden die Leute dann auch wieder mehr Spaß am Shoppen im Geschäft.