Der Sporttalk mit Thorsten Arnold

Ein neuer DFB-Präsident, ein weiteres Mainz-05-Spiel fällt aus und ein Nachruf auf Eintracht-Legende Jürgen Grabowski – viele Themen für unseren Sportreporter.

Markus Appelmann, Moderator: Der Deutsche Fußballbund hat einen neuen Präsidenten. Sein Name Bernd Neuendorf. Heute frisch gewählt auf dem Bundestag des Deutschen Fußballbundes, der ja in Frankfurt seinen Sitz hat. Darüber spreche ich jetzt mit unserem Sportreporter Thorsten Arnold. Thorsten, wie bewertest du diese Wahl? War dir dieser Kandidat überhaupt bekannt?
Thorsten Arnold, Sportreporter: Nein, ehrlich gesagt kenne ich den Namen noch nicht so lange. Aber da stehe ich nicht alleine. Also zum Beispiel auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, der hat noch im Herbst gesagt: „Bernd wer? Neuendorf? Kenne ich nicht“. Und auch Bundestrainer Hansi Flick hat ihn nicht unterstützt. Da hat sich beim DFB wieder das große Amateurlager durchgesetzt gegen den Profibereich. Und jetzt hören wir mal, was der neue Präsident so auf der Agenda hat.
Bernd Neuendorf, Präsident Deutscher Fußball-Bund
„Der DFB muss Kümmerer sein. Für die Vereine, für die Mannschaften, für die Menschen, die er vertritt. Er darf sich nicht permanent um sich selbst drehen. Wir müssen Interesse zeigen. Wir müssen zugewandt und ehrlich sein. Wir müssen besser kommunizieren. Wir müssen den Dialog suchen mit unseren Vereinen, mit der Gesellschaft, mit der Öffentlichkeit.“
Arnold: Da hat er nahezu alle Baustellen aufgezählt, die es anzugehen gilt. Da muss er mal richtig aufräumen jetzt beim DFB. Da wünschen wir ihm mal, dem neuen Präsidenten, ein glückliches Händchen.
Appelmann: Thorsten, eine traurige Nachricht bewegt Fußballdeutschland: Jürgen Grabowski, die Eintracht Legende, der Fußballweltmeister von 1974, ist gestern Abend im Alter von 77 Jahren gestorben.
Arnold: Ja, Jürgen Grabowski, der große Spielmacher der Eintracht, einer der besten Fußballer, die Deutschland unbestritten hatte. Ja, die Eintracht-Ikone schlechthin, über 400 Bundesligaspiele, über 100 Tore, die Eintracht in tiefer Trauer. Wir hören den Präsidenten Peter Fischer.
Peter Fischer, Präsident Eintracht Frankfurt
„Es ist einfach eine Legende, die Bilder gehen einem immer wieder durch den Kopf und deshalb sage ich auch das, was ich allen Freunden gesagt habe, die heute angerufen haben: Ein Jürgen Grabowski stirbt natürlich nicht, sondern der Jürgen wird immer in uns bleiben. Weil jeder für sich Erinnerungen hat, jeder hat Tore, hat Dribblings vor sich, ob in der Nationalmannschaft als Weltmeister oder bei uns bei der Eintracht.“
Arnold: Tja, und beim Spiel am Sonntag gegen den VfL Bochum, da wird es natürlich eine Schweigeminute geben. Die wird sehr, sehr bewegend sein, denke ich. Spieler treten mit Trauerflor an. Aber man muss auch aufs Sportliche dann achten. Und am besten will die Eintracht einen Sieg reinholen gegen den VfL Bochum und Trainer Oliver Glasner, der sagt: „Wir sind zwar gut drauf, aber gerade die Ergebnisse zuletzt, auch der Sieg in Sevilla, den wollen wir mal nicht überbewerten“.
Oliver Glasner, Trainer Eintracht Frankfurt
„Vielleicht wird international ein bisschen mehr der gepflegte Fußball, speziell in Spanien oder im Süden. Und wir haben ja gegen ein paar Südländer, südeuropäische Länder gespielt. Ist vielleicht eine körperliche Komponente eher zweitrangig. Ein bisschen mehr technischer Fußball. Und die Bundesliga ist sehr, sehr robust, sehr, sehr intensiv. Sehr, sehr. zweikampfgeführt. Und deswegen ist es von der Herangehensweise einfach ein bisschen andere Spiel.“
Arnold: Wird ein anderes Spiel gegen den VfL Bochum, wo man heute schlechte Nachrichten vernimmt. Also aktuell gibt es dort Coronafälle, heute sind aktuell noch mal zwei dazugekommen, da muss jetzt auch die Abwehrkette umgebaut werden. Also, da muss man mal gucken, die Bochumer doch mit einigen Sorgen Richtung Frankfurt.
Appelmann: Corona ist ein gutes Stichwort, Thorsten. Gestern ist schon das zweite Bundesligaspiel der Mainzer abgesagt worden. Letzte Woche ja das Heimspiel gegen Dortmund, diese Woche nun das Auswärtsspiel beim FC Augsburg.
Arnold: Genau. Und das liegt daran, dass eben immer noch nicht weniger als 14 Spieler der Mainzer in häuslicher Isolation sind. Und angeblich, die haben alle auch in gewisser Weise noch Symptome und Symptomefreiheit ist ja wirklich auch eine Voraussetzung, um auf den grünen Rasen zurückzukehren. Und da sehe ich jetzt tatsächlich auch terminliche Probleme bald auf die Mainzer zukommen. Da haben wir das Nachholspiel gegen Dortmund, dann geht es gegen Bielefeld, dann ist Länderspielpause. Also vor April wird es nix mit dem Augsburg-Spiel und mal gucken, was Corona überhaupt in den nächsten Wochen noch für Überraschungen bereithält.
Appelmann: Thorsten, lass uns in Liga Zwei schauen. Darmstadt 98 – gleich ist ja Anpfiff am Böllenfalltor.
Arnold: Ja, Freitagabend, 18 30 geht’s los und das soll wieder so ein magischer Freitagabend werden wie letzte Woche. Da hat man ja gegen Heidenheim noch dieses 0:2 aufgeholt, hat am Ende tatsächlich noch gewonnen. Und das ist eine Welle auf die will natürlich Trainer Torsten Lieberknecht weiterreiten.
Torsten Lieberknecht, Trainer Darmstadt 98
„Wir haben die Möglichkeiten, aber jetzt geht es erst mal, wir müssen ein Gefühl entwickeln für uns, Gefühl wieder hochholen. Das, was uns jetzt gegen Heidenheim wahnsinnig getragen hat mit den Zuschauern. Das wir hier einfach zeigen müssen, dass das Stadion sofort merkt, hier will eine Mannschaft unbedingt gewinnen. Das sind die Lilien.“
Arnold: Also, das hört sich doch jetzt mal wirklich nach Kampfansage an.
Appelmann: Aber echt.
Arnold: Und den Willen, jetzt wieder die Tabellenspitze zu erobern, das war vorher anders. Da hat man auch aus Darmstadt oft gehört „Ja, wir stehen da oben nur zufällig mit dabei“ und „Huch, wie kommen wir denn hier hin?“. Also jetzt sollten die Darmstädter vielleicht tatsächlich anfangen, den Traum wirklich zu leben. Das ist doch möglich – wieder der Aufstieg in die erste Liga.
Appelmann: Danke für deinen Ausblick aufs Bundesligawochenende, Thorsten Arnold.
Arnold: Gerne.