Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

„Die Zeit heilt im Fall Auschwitz keine Wunden“ – das hat eine Holocaust-Überlebende heute im rheinland-pfälzischen Landtag gesagt. 83 Jahre ist es her, als in der Nacht vom 9. auf den 10. November in ganz Deutschland Synagogen zerstört und jüdische Mitbürger misshandelt und ermordet wurden. Die „Reichspogromnacht“ war der Beginn der systematischen Gewalttaten gegen Juden, die später im Holocaust endeten. Auch in Rheinland-Pfalz wurden damals Synagogen zerstört.

Der Morgen des 10. Novembers 1938. Die Synagoge in Speyer ist ausgebrannt und fast komplett zerstört. Kurze Zeit später wird sie abgerissen. Nur ein paar Bücher bleiben übrig.
Sie liegen heute in der neuen Synagoge Speyer, die erst vor zehn Jahren eröffnet wurde. Das Haus des Friedens ist ein wichtiges Symbol für neues jüdisches Leben in Rheinland-Pfalz nach der Nazizeit.
Marina Nikiforova, Geschäftsführerin Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz
„Für uns alle und für Speyerer Mitbewohner, ich glaube, das ist wirklich ein gutes Zeichen, ein wichtiges Zeichen. Und wir haben Gott sei Dank und Gott behüte nie wieder irgendwelche schlimmen Ereignisse hier in Speyer erlebt.“
Nach der Zerstörung von Synagogen folgte der Holocausts. Bis 1945 ermordeten die Nationalsozialisten 6 Millionen Juden – zum großen Teil in Vernichtungslagern.
Eva Umlauf war im Vernichtungslager Auschwitz und überlebte nur, weil die Nazis die Gaskammern schon zerstört hatten. Heute erzählt sie im Landtag Rheinland-Pfalz ihre Geschichte.
Eva Umlauf, Holocaust Überlebende
„Das war unser Glück, dass wir drei Tage zu spät kamen. Es ist alles Mögliche unterwegs passiert. Die Lok ist kaputt gegangen. Wir sollten noch zeitig kommen, was der sofortige Tod für uns bedeuten würde. Noch am 31. Oktober kam der letzte Transport aus Theresienstadt. Es sind über 1.000 Menschen direkt ins Gas gegangen. Kinder, Alte, Frauen, Männer. Alles, was vorhanden war, ging ins Auschwitz. Wir waren die ersten, die nicht vergast worden sind.“
Erlebnisse die sie bis heute prägen. Lange Zeit konnte sie nicht über die schreckliche Zeit reden, weder öffentlich und privat.
Eva Umlauf, Holocaust Überlebende
„Es ist ja so, dass die erste Generation, zu denen meine Mutter gehört, die konnten nicht sprechen. Also ein Großteil hat nicht gesprochen. Es ist einfach so, dass man sich schützen musste, weil man Angehörige verloren hat, weil man Verwandte verloren hat. Meine Mutter hat ihre ganze Familie verloren.“
Nach einem Herzinfarkt 2014 fängt sie an zu recherchieren, schreibt ein Buch und hält Vorträge. Auch wegen des zunehmenden Antisemitismus sollen nachfolgende Generationen erfahren, was damals passiert ist, sagt Eva Umlauf.
30 Schüler aus Mainz haben sie heute getroffen.
Lindon Noshe, 10. Klasse
„Die Veranstaltung war überwältigend. Und man konnte auch sehen, man konnte es eigentlich vollkommen fühlen, was Frau Dr. Umlauf uns erzählt hat und man sollte auch darauf stolz sein, dass man hier sein konnte.“
Carlotta Wenner, 12. Klasse
„Es ist einem natürlich sehr nahe gegangen, weil man eben konfrontiert ist mit einer Person, die das alles erleben musste. Und eben immer noch damit zu kämpfen hat.“
Lasse Strupp 12. Klasse
„Es ist natürlich das wichtigste und auch stärkste Mittel meiner Meinung nach für die Erinnerungskultur, die wir aktuell in Deutschland haben und deswegen ist es natürlich auch ein großes Problem, dass die Zeitzeugen langsam sterben.“
Wie Eva Umlauf hat auch der Vater von Marina Nikiforova den Holocaust überlebt. Auch sie versucht die Erinnerung an die schreckliche Zeit weiterzugeben und vor Antisemitismus zu warnen. Damit die Synagoge in Speyer auch in Zukunft, ein Haus des Friedens bleibt.