Frankfurter Liebieghaus zeigt Rimini-Altar

Er ist eines der bedeutendsten Kunstwerke des Mittelalters: Der Rimini-Altar. Den zu erhalten muss, ein Albtraum für jeden Restaurator sein; ist das Gipsgestein doch so weich, dass man es wie Holz bearbeiten kann. Daher haben die Kunsthandwerker das ganze „Mission Rimini“ genannt. Vier Jahre und viele Hunderttausend Euro später ist man endlich fertig. Hier kommt der weiße Schatz des Mittelalters.

Zart, zerbrechlich, zauberhaft schön! Kunst aus weißem Alabaster. 600 Jahre alte Handarbeit. Frisch gereinigt und entstaubt. – Einfach nur einzigartig!
Stefan Roller, Sammlungsleiter Liebieghaus
„Der Rimini-Altar zeichnet die Vollständigkeit des Ensembles zum einen aus – wir haben weltweit kein einziges Ensemble tatsächlich, das in dieser Vollständigkeit erhalten geblieben ist- und die extrem hohe künstlerische und schnitzerische Qualität. Von der handwerklichen Qualität und der Virtuosität der Ausführung zeigt unser Altar eine ganz, ganz hohe Überlegenheit.
Den Altar kommt 1913 für umgerechnet rund 1,8 Millionen Euro nach Frankfurt. Davor steht er in Rimini. Gebaut wird er um 1430 in Brügge. Ein Alabaster-Altar. Der Alptraum für Restauratoren.
Harald Theiss, Leiter Liebieghaus Restaurierungswerkstatt
„Ich sag immer: Es ist eine Diva unter den Bildhauer-Gesteinen, weil es extrem bruchempfindlich ist. Er ist extrem wasserempfindlich, er ist hitzeempfindlich, er ist abriebempfindlich. Es ist so eine ganze Palette, die andere Steine wie Marmor oder Sandstein in dem heiklen Ausmaß nicht haben.“

Vier Jahre dauert die „Mission Rimini“. Harald Theiss und sein Team reinigen den Altar mit Hilfe besonders schonender Lasertechnologie und mit Gel-Kompressen.
Die meiste Zeit arbeiten die Restauratoren gar nicht am echten Kunstwerk.

Harald Theiss, Leiter Liebieghaus Restaurierungswerkstatt
„Das erste Jahr haben wir nur Testreihen gemacht, Versuche gemacht an Dummies, gar nicht am Original. Wir hatten das Glück, dass wir wussten, wo der Steinbruch dieses Originals ist, sodass wir uns einfach Testmaterial und Dummies bauen konnten – das hat man nicht immer bei einer Restaurierung – und dann an die Restaurierung gehen konnten, wo wir eigentlich schon auf der sicheren Seite waren.“

Die „Mission Rimini“ ist auch ein Forschungsprojekt. Kunsthistorische Recherchen, Vergleiche mit ähnlichen Altären und ganz leichte Farbspuren zeigen: Der Altar war teilweise bunt angemalt.

Stefan Roller, Sammlungsleiter Liebieghaus
„Aber unsere Figuren sind einfach im Laufe der Jahrhunderte mehrfach abgewaschen worden und dementsprechend die ursprüngliche Bemalung verloren.“
Verloren hat auch Petrus seinen Kopf. Einen neuen hat er nicht bekommen. Niemand weiß, wie er aussah. Der Rimini Altar bleibt ein Fragment – neu montiert. Ganz neu gegossen sind die bunten Figuren. Sie zeigen, wie der Alabaster vielleicht vor sechshundert Jahren ausgesehen hat.
Die Ausstellung über die Restaurierung des weltberühmten Rimini Altars bleibt bis zum 24. April im Frankfurter Liebighaus.