13 Verletzte nach Chemie-Unfall in Wiesbadener Papierfabrik

Ein Brand in einer Papierfabrik in einem Stadtteil von Wiesbaden hat gestern Abend zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungskräften geführt. Höchste Alarmstufe, denn schnell war klar – es sind gefährliche Chemikalien im Spiel.

Es ist 20:04 Uhr als die Brandmeldeanlage in der Papierfabrik Essity in Mainz-Kostheim Alarm schlägt. Nur drei Minuten später rückt bereits die Werksfeuerwehr aus und räumt den Bereich. Nach und nach eilen auch die Feuerwehren aus der Umgebung zur Hilfe. In einer Halle der Firma ist ein Container mit Gefahrgut in Brand geraten.
Thorsten Becherer, Werkleiter Essity Mainz-Kostheim
„Also wir haben eine Chemikalie, die bei uns im Einsatz ist, eine Standardchemikalie für die Papierherstellung, für die Altpapierreinigung. Die ist in Brand geraten. Ein Behälter davon ist nach jetzigem Stand in Brand geraten und hat zu dieser Rauchentwicklung geführt.“
Hydrosulfit ist ein gängiges Mittel bei der Papierherstellung. Erhitzt sich der Stoff allerdings, wird giftiges Schwefeldioxid freigesetzt.
Katrin Schiffer, Sprecherin Berufsfeuerwehr Wiesbaden
„Die Feuerwehrleute, die zuerst reinkamen, obwohl sie unter Atemschutz vorgegangen sind – unter allen Regeln der Hygiene – klagten nach ihrem Einsatz über Atemwegsreizungen. Inzwischen sind zwölf Feuerwehrleute in umliegende Krankenhäuser zur Beobachtung und Kontrolle gekommen.“
Da der Wind die Schwefeldioxid-Wolke auch nach Wiesbaden, Mainz und Groß-Geraus weht, wird die Bevölkerung gewarnt. Fenster und Türen sollen geschlossen bleiben. Messungen ergeben allerdings, dass es zu keiner Zeit eine gefährliche Gaskonzentration in der Umgebung gibt.
Derweil versucht die Feuerwehr den Brand schnell unter Kontrolle zu bringen, denn in der Halle lagern noch mehr Container mit Gefahrgut.
Katrin Schiffer, Sprecherin Berufsfeuerwehr Wiesbaden
„Daraufhin haben wir dann mit Wasser begonnen die angrenzenden Behälter zu kühlen, dass diese nicht auch in Brand geraten – konnten den Brand aber nicht löschen.“
Die Brandursache ist noch unklar. Fest steht nur: Das Hydrosulfit hatte sich infolge einer chemischen Reaktion zersetzt und dabei große Hitze entwickelt.
Thorsten Becherer, Werkleiter Essity Mainz-Kostheim
„Alle Mitarbeiter, die mit der Chemikalie arbeiten, von der Verladung, Entladung bis zur Befüllung sind speziell auch trainiert dafür und, ja, so ist die Chemikalie bei uns auch schon seit Jahrzehnten im Einsatz.“
Gemeinsam mit Spezialisten der Werksfeuerwehr der BASF aus Ludwigshafen kann ein Übergreifen der Flammen auf andere Container verhindert werden. Am Morgen kann die Wiesbadener Feuerwehr ihren Einsatz beenden.