125 Jahre Bahnhofsmission Frankfurt

Kein Schlafplatz? Kein Dach über dem Kopf? Keine warme Mahlzeit? Das sind alles Fälle für die Bahnhofsmission. Seit nun 125 Jahren versorgt die Bahnhofsmission im Frankfurter Hauptbahnhof Bedürftige. Hier gibt es Hilfe, wenn das Leben aus der Spur gerät.

Diesen Eingang am Frankfurter Hauptbahnhof kennt der Obdachlose Tom bereits seit fast fünf Jahren.
„Hey, Mo!“- „Hey, Tom.“ – „Dankeschön.“
Hier bekommt der 40-Jährige nicht nur einen heißen Kaffee. Er kann hier duschen, die Toilette benutzen und erhält notfalls auch einen Schlafsack.
Die Odyssee begann für den gelernten Altenpfleger, als er seinen Job verlor und dann von seiner Freundin aus der gemeinsamen Wohnung geworfen wurde. In die Bahnhofsmission kommt er auch, um soziale Kontakte zu knüpfen. Denn das Leben auf der Straße ist in den vergangenen Jahren noch rauer geworden.
Tom, Obdachloser
„Früher sind wir hierhergekommen, haben auf der Straße Fußball gespielt, Musik gehört. Aber mittlerweile kommen auch Leute, die ich noch nie gesehen habe, hierher. Ich finde, seit Corona ist die Stimmung aggressiver geworden.“
Hier am Hauptbahnhof erhält Tom auch Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Job. Die Mitarbeiter kümmern sich um Anträge und Formalitäten, um Hilfsbedürftigen wieder Zugang zum Sozialsystem zu verschaffen. Jeden Tagen wenden sich über 300 Menschen an die Bahnhofsmission, über 120.000 im Jahr – Tendenz steigend. Denn die Gründe, hier Hilfe zu suchen, werden immer vielfältiger.
Anja Wienand, Leiterin Bahnhofsmission Frankfurt
„Wir haben hier viele Gäste aus Osteuropa, die hierher gelockt worden sind mit einem Angebot an Arbeit und Wohnmöglichkeit, was dann leider nicht klappt. Auch für diese Menschen treten wir ein.“
Seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs ist die Frankfurter Bahnhofsmission zudem erste Anlaufstelle für Flüchtlinge. Über 250.000 Menschen haben die Mitarbeiter in einem Jahr geholfen.
Eines von vielen Erlebnissen für Leif Murawski. Seit 32 Jahren arbeitet er bereits hier und hat viele Hilfsbedürftige kommen und gehen sehen. Mut machen ihm die Besucher, die ihm nach Jahren berichten, wie sie es tatsächlich wieder zurück in ein normales Leben geschafft haben.
Leif Murawski, Sozialhelfer Bahnhofsmission Frankfurt
„Wenn man nicht, wie normalerweise, nur den Ausschnitt einer Geschichte oder eines Lebensweges mitbekommt, sondern wenn es plötzlich ein Happy End gibt.“
Auch Tom hat vor kurzem einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung geschafft: Er kann inzwischen zumindest in einem Wohnwagen leben. Die Bahnhofsmission will er aus alter Verbundenheit aber weiterbesuchen und in Stoßzeiten auch mal mit anpacken.