100 Tage Innovationsagentur Rheinland-Pfalz

Der Corona-Impfstoff – wo wurde er erforscht? Bei BioNTech in Mainz. Der Buchdruck? In Mainz erfunden. Innovationen aus Rheinland-Pfalz, die die Welt veränderten. Seit 100 Tagen gibt es eine Innovationsagentur des Landes. Am Anfang gab es viele Vorschusslorbeeren – heute gab es eine erste Bilanz. Von der stärkeren Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft sollen vor allem mittelständische Unternehmen profitieren. So wie Premosys in der Vulkaneifel – hier ist man auf optische Messtechnik spezialisiert.

Er misst gerade einmal fünf mal fünf Millimeter, doch er hat es in sich. Mit Sensorchips wie diesem und der richtigen Messtechnik lassen sich automatisierte Farb- und Lichtmessungen durchführen. Ob Lebensmittel oder Autobeleuchtung – bei der Qualitätskontrolle lassen sich so kleinste Mängel sekundenschnell erkennen. Das soll künftig auch in der Medizintechnik Anwendung finden. Statt in aufwändigen Laboranalysen könnten Ärzte dann Körperflüssigkeiten direkt in ihrer eigenen Praxis auf mögliche Erkrankungen hin untersuchen.
Marcel Hommes, Leiter Marketing und Vertrieb Premosys
„Mit dem Nanos Sensorchip sind wir in der Lage, Diagnosen schneller durchführen zu können. Somit hat der Patient den Vorteil, das Ergebnis schneller zu bekommen. Weil wir ja im Grunde auch Diagnostika zusammenfassen können. Das heißt, wir brauchen nicht mehr fünf Schritte, das machen wir in einem. Somit ist der Patient in der Lage, früher sein Ergebnis zu haben. Die Ärzte sind früher in der Lage, aktiv zu werden.“
Eine Innovation, die helfen soll, Leben zu retten. Rund sieben Jahre und sieben Millionen Euro hat Premosys in Forschung und Entwicklung des neuen Sensors gesteckt. Der Kontakt zum ersten Kunden, einem großen Medizinproduktehersteller, kommt über eine Mitarbeiterin der Innovationsagentur Rheinland-Pfalz zustande. Vernetzung, Beratung und Förderung – dafür stehen neben einer Online-Plattform am Standort Mainz 14 Mitarbeiter und ein Budget von jährlich drei Millionen Euro zur Verfügung.
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt spricht heute von einem erfolgreichen Start. Viele Gespräche seien geführt, erste Projekte angestoßen worden.
Daniela Schmitt (FDP), Wirtschaftsministerin Rheinland-Pfalz
„Und wir sind jetzt gut aufgestellt, um eben konkret zu beraten, konkret zu unterstützen, um die Dinge voranzutreiben. Auch noch mal im Kontext von Bundes- und europäischen Förderprojekten. Und deswegen, die Grundlage, die steht. Jetzt gilt es in 2024 durchzustarten.“
Durchstarten will die Landesregierung etwa in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Smart Farming. Technologieorientierte Startups sollen zudem mit 50 Millionen Euro aus einem neuen Innovationsfonds unterstützt werden. Die Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag begrüßt die aktuellen Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung, sieht aber noch einigen Handlungsbedarf.
Helmut Martin (CDU), Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Die Aufgabe ist groß, das sehen wir ganz eindeutig. Und deswegen: Weniger Politikmarketing, mehr Arbeit im Vernetzen für die Unternehmen. Auf die kommt’s an. Wir brauchen die Kreativität und die Innovationskraft unserer rheinland-pfälzischen Unternehmen.“
Stephan Wefelscheid (Freie Wähler), Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Ich könnte mir gut vorstellen, so wie beim Wirtschaftsförderungsausschuss in Koblenz, dass in anderen Städten, Mainz, Kaiserslautern oder auch Landkreisen, die Innovationsagentur mal ihr Portfolio vorstellt. Weil vor Ort wissen die Wirtschaftsförderer welche Startups sie haben, welche tollen Unternehmen sie haben.“
Joachim Paul (AfD), Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Man muss eben sehen, was am Ende dabei herauskommt. Ob da die Innovationstätigkeit gestärkt worden ist insofern, dass wir aus Rheinland-Pfalz marktreife Produkte haben. Ideen, die hier auch Arbeitsplätze sichern, die auch im Prinzip den Wirtschaftsstandort stärken.“
Bei Premosys in der Vulkaneifel jedenfalls verlässt man sich auch weiter auf die Innovationsagentur. Aktuell erwirtschaften hier 34 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro, die Zeichen stehen auf Wachstum. Dabei wird dieser kleine Chip auch künftig eine große Rolle spielen – marktreif ist er bereits.