100-Tage-Bilanz der neuen Leitung der Mainzer Universitätsmedizin

120 Millionen Euro Miese. Mit diesem dicken Rekorddefizit wird die Universitätsmedizin Mainz das Jahr 2023 wohl abschließen. So geht es nicht weiter, da sind sich alle Beteiligten einig. Seit Anfang des Jahres hat das größte rheinland-pfälzische Krankenhaus nun einen neuen Vorstandschef. Und der hat heute Bilanz gezogen über seine ersten hundert Tage im Amt.

Wo geht die Reise hin und wo steht die Universitätsmedizin heute? Diese Fragen beschäftigen Ralf Kiesslich seit gut drei Monaten. Der Vorstandschef muss einräumen: Im bundesweiten Vergleich steht sein Haus deutlich schlechter da als die meisten anderen Universitätskliniken.
Prof. Ralf Kiesslich, Vorstandsvorsitzender Unimedizin Mainz
„Wir haben Personal auch aufgebaut, aber dann weniger Leistung angeboten. Und das war ungewöhnlich, weil alle anderen Kliniken in Deutschland haben es geschafft, nach der Coronakrise – vor allem im stadtnahen Bereich – wieder zuzulegen. Das ist uns nicht geglückt.“
Insgesamt sitzt die Universitätsmedizin auf einem Schuldenberg von rund 600 Millionen Euro. An Tilgung sei in den nächsten fünf Jahren nicht zu denken, sagt die neue kaufmännische Verantwortliche Waltraud Kreutz-Gers.
Dass sich ihre Vorgänger im Vorstand uneinig waren über den Kurs der Unimedizin, sei nur ein Faktor, der die Bilanz getrübt habe.
Waltraud Kreutz-Gers, Kaufmännische Vorständin  Unimedizin Mainz
„Und was wir hatten, ist in manchen der Verwaltungsabteilungen – gerade etwa in Finanzen – eine hohe Fluktuation, was sich niedergeschlagen hat in allen möglichen Performanceproblemen, die man sich als Finanzbuchhaltung einfach nicht erlauben sollte, wie eine zu späte Bezahlung von offenstehenden Rechnungen etc.“
Höchste Priorität habe es jetzt, die jährlichen Verluste zu verringern. Einsparungen sollen durch bessere Abläufe im Klinikalltag und eine höhere Belegung der Betten erreicht werden. Die aktuell über 50 einzelnen Fachkliniken werden zudem künftig zu zwölf interdisziplinären Zentren zusammengefasst.
Und noch eines sei wichtig, sagt Gesundheitsminister und Aufsichtsratschef Clemens Hoch.
Clemens Hoch (SPD), Aufsichtsratsvorsitzender  Unimedizin Mainz
„Wir haben teure Hochleistungsmedizin, wo wir Fälle machen, die nicht unbedingt in einer Universitätsmedizin gemacht werden müssen, und da müssen wir zu einer neuen Austarierung kommen. Wir müssen hier in Mainz in der Universitätsmedizin die hochkomplexen Fälle machen. Die bringen auch mehr Geld. Und das Massengeschäft und die kleineren Sachen sollen die kleineren Krankenhäuser machen. “
Die Weichen scheinen also gestellt an der Mainzer Unimedizin. Und doch ist der Weg zur schwarzen Null noch weit.