100 Jahre Frankfurter Flughafen

Der Frankfurter Flughafen ist Hessens Tor zur Welt. Dieses Jahr feiert der Flughafenbetreiber seinen 100. Geburtstag. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres erinnern sich Verantwortliche und Weggefährten daran, wie der Flughafen seine heutige Dimension als wichtiges Drehkreuz in der Welt erreichen konnte – und wie auch zahlreiche Krisen und Rückschläge daran nichts ändern konnten.

Deutschlands größter Flughafen – er steht in Frankfurt. Diesen Rekord konnte der Airport nur erreichen, weil die Verantwortlichen es immer geschafft haben, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen unter einen Hut zu bekommen, bilanziert Fraport-Chef Stefan Schulte beim Jubiläums-Auftakt des Flughafenbetreibers.
Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender Fraport
„Der Flughafen hat einerseits Frankfurt und auch den politischen Entscheidungsträgern in Hessen sehr, sehr viel zu verdanken, dass diese Entwicklung so genommen werden konnte. Dass wir so eine starke Region hinter uns haben. Und gleichzeitig gibt auch der Flughafen dieser Region, der Industrie, den Banken, eben ganz, ganz viel, dass sie ihr Geschäft hier machen können mit der Anbindung an die Welt.“
Hier fing alles an. Auf dem Frankfurter Rebstockgelände starten Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Propellermaschinen aus Frankfurt. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gründet sich 1924 der Vorgänger des heutigen Flughafenbetreibers. Der Frankfurter Magistrat beschließt 1930 einen Flughafen-Neubau im Westen der Stadt. Die Eröffnung fällt in die Zeit des Nationalsozialismus. Die Nazis nutzen den Flughafen für ihre Propaganda. Von Frankfurt aus fliegen Kampfbomber Richtung Frankreich.
Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender Fraport
„Es hat viel Leid gegeben. Es wurden Zwangsarbeiter hier am Flughafen eingesetzt. Und dieser Verantwortung müssen wir uns stellen. Der stellen wir uns auch weiter in der Aufarbeitung.“
Nach dem Krieg baut die US-Armee den Flughafen wieder auf und erweitert ihn um eine zweite Start- und Landebahn. 1972 eröffnet das Terminal Mitte, ein Teil des heutigen Terminal 1. In den 80ern sorgt ein weiterer Ausbau für Proteste. Für den Bau der neuen Startbahn West sollen Teile des Stadtwalds weichen. Bei einer Demonstration 1987 eskaliert die Lage, zwei Polizisten werden erschossen. Trotzdem beschließen die Verantwortlichen in den Jahren danach weitere Ausbauten. Der ehemalige hessische Ministerpräsident und Fraport-Aufsichtsratschef Roland Koch erinnert sich.
Roland Koch (CDU), Ministerpräsident Hessen 1999 – 2010
„Man sah, dass international es notwendig ist, sich weiterzuentwickeln, sonst gehen die Flugzeuge nach Amsterdam, vielleicht auch nach München, aber jedenfalls nicht mehr nach Frankfurt, mit allen Folgen für die Wirtschaft. Aber das Risiko in Kauf zu nehmen, so eine politisch streitige Entscheidung zu treffen, war nicht selbstverständlich.“
Die stadtnahe Lage ist ungewöhnlich für einen Flughafen dieser Größe und für Fraport Fluch und Segen zugleich. Passagiere schätzen die Möglichkeit, vom Flughafen aus schnell an ihr Ziel zu kommen. Anwohner hingegen klagen über Fluglärm. Neue Bauprojekte erfordern viel Kompromissbereitschaft, sagt Flughafen-Chef Schulte.
Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender Fraport
„Sie können einen Flughafen, so eine große Infrastruktur meines Erachtens nicht entwickeln, wenn eine Mehrheit der Bevölkerung gegen sie stehen würde. Und deswegen ist es immer wieder wichtig, im Einklang mit der Region, also mit den Menschen, sich zu entwickeln, sie natürlich auch von den Vorteilen zu überzeugen, aber an den Belastungen ernsthaft, glaubhaft zu arbeiten.“
Und der Flughafen wächst weiter. Nach der Corona-Krise, die den Airport 2020 von jetzt auf gleich in den Standby-Modus versetzt, liegt der Fokus jetzt auf dem Bau von Terminal 3. 2026 soll es öffnen. Ein Großprojekt, mit dem Fraport die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens sichern will – wie so oft in den vergangenen 100 Jahren.