Situation bei Organspende soll verbessert werden

Jeder ist automatisch Organspender, außer er widerspricht aktiv. Das ist das Konzept der Widerspruchslösung. 2020 war ein Gesetz dazu im Bundestag gescheitert. Heute ist das Thema mal wieder auf der Agenda in Berlin. Hessen, Baden-Württemberg und NRW haben eine Initiative für mehr Organspenden durch die Widerspruchslösung in den Bundesrat eingebracht. Und auch im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium wurde heute beratschlagt, wie die Spenderzahlen erhöht werden können. Zunächst sind wir aber in Wiesbaden. Bei einer Frau, deren Leben vor sieben Jahren um seidenen Faden hin.

Ein Spaziergang mit ihrer Tochter. Dass Elke Aryeequaye das wieder möglich ist, für sie ein großes Wunder. 2016 wird sie schwer leberkrank.
Elke Aryeequaye, hat eine Spendenleber erhalten: „In dem Jahr dachte ich, ich sterbe. Also ich konnte gar nichts mehr alleine tun.“
30 Jahre lang hat Elke Aryeequaye schlechte Leberwerte. Dass sie an einer Erkrankung leidet, bei der sich das Organ selbst zerstört, wird erst spät festgestellt. Zu spät. Sie braucht dringend eine neue Leber.
Gerade noch rechtzeitig erhält sie das lebensrettende Organ.
Elke Aryeequaye, hat eine Spendenleber erhalten: „Das Organ ist für mich wie ein fünftes Kind. Also ich habe ja vier Kinder. Und ich beschütze mein Organ. Das ist für mich ganz wichtig. Es ist auch eine Würdigung dem Spender gegenüber, dass ich auf das Organ aufpasse.“
Gutes tun ist seit dem ihr Lebenssinn, sagt die 55 Jährige. An der Unimedizin Mainz ist Elke Aryeequaye Ansprechpartnerin für Patienten und Angehörige, organisiert Informationsveranstaltungen und hält Vorträge an Schulen und Universitäten.
Immer im Gepäck, natürlich der Organspende Ausweis. Was viele nicht wissen, auf dem Ausweis kann man eine Organspende auch ablehnen. Wichtig sei nur, seinen Willen zu dokumentieren, appelliert heute der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch.
Clemens Hoch, SPD, Gesundheitsminister RLP: „Es verstirbt jemand oder absehbar. Und dann muss mit den Angehörigen darüber gesprochen werden. Und die nächste Frage der Ärztin oder des Arztes ist: „Ach übrigens, ihr Angehöriger könnte auch Organspender sein, wären Sie dazu bereit?“ Und das sind natürlich Stresssituationen, Konfliktsituationen, die sich wunderbar vermeiden.“
Aktuell warten in Deutschland 8800 Menschen auf ein Organ. Im Jahr 2022 gab es aber nur 869 Spender. Um das zu ändern, spricht sich Clemens Hoch für die Widerspruchslösung aus.
Im europaweiten Organspende-Verbund Eurotransplant ist Deutschland eines von drei Ländern, das diese bislang ablehnt. Gleichzeitig werden hier Organe transplantiert, die in anderen Ländern unter Anwendung der Widerspruchslösung entnommen werden. Ethisch sehr problematisch, erklärt Professor Nobert Paul.
Prof. Norbert Paul, Medizinethiker Unimedizin Mainz: „Als Ethiker würde ich sagen, wenn ich diesen Anspruch mit mir herumtrage, dann trage ich eigentlich auch die Verpflichtung mit mir herum, mich als Organspender zu entscheiden. Und wenn ich mich ganz strikt gegen Transplantation entscheide, muss ich mich möglicherweise auch dagegen entscheiden, Empfänger zu werden.“
Als Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Ethikbeirates übergibt Norbert Paul dem Minister heute Ideen dazu, wie die Organspende verbessert werden kann. Zum Beispiel OP-Kapazitäten freihalten und Mitarbeiter besser im Umgang mit den Angehörigen schulen.
Elke Aryeequaye hat die Chance bekommen, weiterzuleben. Das genießt sie in vollen Zügen. Und es vergeht kein Tag, an dem sie nicht an ihren Lebensretter denkt.