Relikt aus dem 17. Jahrhundert – Die Kasematte im Frankfurter Untergrund

Und jetzt haben wir einen Tipp – gerade bei diesen schweißtreibenden Temperaturen gibt’s dort optimale Abkühlung. Machen Sie doch mal einen Trip ins unterirdische Frankfurt, machen Sie eine Zeitreise ins 17. Jahrhundert. Die Kasematten – das ist ein durch dicke Mauern geschützter Gang unter einer Festungsanlage. Überbleibsel des barocken Frankfurts.

Es ist dunkel, kalt, gespenstisch. Der Blick nach oben ist eigentlich ein Blick nach unten, denn wir sind im Frankfurter Untergrund. Mitten in der Stadt, unterhalb der Stiftung Waisenhaus. In zehn Metern Tiefe befinden sich die Reste der Frankfurter Kasematte.
Carsten Wenzel führt uns durch die vier Meter hohen Gänge aus dem Jahre 1628.
Dr. Carsten Wenzel, Archäologisches Museum Frankfurt
„Es ist tatsächlich hier unten in der ursprünglichen Funktion nie benutzt worden, weil diese Kasematte, die war sehr teuer und ist aber nach etwa einem Jahr, nachdem sie gebaut wurde, wieder abgebaut worden und abgerissen worden und zum Teil auch eingestürzt. Und der Gang hier unten ist kurz nach der Fertigstellung schon nicht mehr benutzbar gewesen, weil er voll Wasser gelaufen ist, weil in der Nachbarschaft eine Quelle war, die man nicht abgeleitet hat und da stand hier meterhoch das Wasser drin. Und das Ganze ist nie benutzt worden in der eigentlichen Funktion.“
Es ist die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Frankfurt will sich schützen. Ursprünglich war die Kasematte wohl 270 Meter lang.
Dr. Carsten Wenzel, Archäologisches Museum Frankfurt
„Hier ist der Schütze dann hochgegangen, hat seine Waffe genommen und das hier ist die Schießscharte, aus die er heraus geschossen hat. Also wir sind heute zehn Meter knapp unter dem heutigen Niveau, aber damals im 17. Jahrhundert als die Festung hier gebaut wurde, die Anlage gebaut wurde, war das Niveau deutlich tiefer. Man konnte also hier durch diese Schießscharte rausschießen.“
Aber soweit ist es nie gekommen.
Obwohl die Gänge zum Teil eingestürzt sind, haben sie dreihundert Jahre später die Frankfurter doch vor Bombenangriffen geschützt. Wenn die Luftschutzbunker voll waren, sind viele in die Kasematte hinabgestiegen, obwohl es auch hier unten lebensgefährlich war.
Dr. Carsten Wenzel, Archäologisches Museum Frankfurt
„Wir wissen von Zeitzeugen und von Nachfahren von Zeitzeugen, dass man hier 43/44 vor den Luftangriffen der Alliierten Schutz gesucht hat. Es war also auch ein Luftschutzraum, aber hier hat es auch offensichtlich Tote gegeben. Es gibt Berichte über Bombentreffer und auch über Vergiftungen; Leute, die hier unten drin erstickt sind.“
Nach dem Krieg gerät die Kasematte in Vergessenheit. 2009 wird sie bei Bauarbeiten wiederentdeckt. 40 Meter des Ganges der barocken Festungsanlage können nach Anmeldung zusammen mit Experten des Archäologischen Museums besichtigt werden. Ein Blick in die unterirdische Stadtgeschichte mitten in Frankfurt.