Schwimmbäder: Heizen trotz Gasknappheit?

Die Energiekosten werden weiter nach oben schnellen. Das belastet auch die öffentliche Hand, also Behörden, Kommunen und auch Schwimmbäder. Wird der Sprung ins kühle Nass in Zukunft noch erfrischender? Neu-Isenburg sagt nein und will weiter das Freibad heizen, sobald die Wassertemperatur unter 22 Grad fällt. Passt das in eine Zeit, in der Energie auf unabsehbare Zeit knapp wird?

Temperaturtest im Waldschwimmbad Neu-Isenburg. Das Wasser ist knapp 24 Grad warm, und das ganz natürlich nur durch Sonneneinstrahlung. Sollte es die Sonne an kälteren Tagen aber nicht schaffen, die Schwimmbecken auf über 22 Grad Celsius zu bringen, soll wieder die Heizung angeworfen werden. Obwohl Schwimmbäder angesichts der Gasknappheit angehalten sind, das Wasser auf maximal 20 Grad zu heizen.
Dirk Gene Hagelstein, SPD, Bürgermeister Neu-Isenburg
„Wir haben hier einen klassischen Zielkonflikt. Über zwei Jahre lang haben unsere Schülerinnen und Schüler keinen Schwimmunterricht gehabt. Wir haben auch unsere Schwimmvereine und dann haben wir noch unsere Seniorinnen und Senioren, die einfach, um fit zu bleiben, hier ins Schwimmbad gehen wollen. Und wir haben enorme Beschwerden bekommen, als wir hier die Temperaturabsenkung gemacht haben.“
20 Grad seien gerade für Kinder zu kalt, um über längere Zeit das Schwimmen zu lernen. Angesichts der aktuell heißen Außentemperaturen steht die Heizanlage im Keller derzeit zwar still, soll an kühleren Tagen aber sofort wieder hochgefahren werden. Insgesamt verbraucht das Freibad inklusive Sauna und Hallenbad im Jahr so viel wie 130 Einfamilienhäuser. Für das Zuheizen im Sommer käme noch mal ordentlich was obendrauf.
Kirk Reineke, Geschäftsführer Stadtwerke Neu-Isenburg:
„Letztes Jahr hatten wir eine Schlechtwetterperiode im August, da haben wir circa 100.000 Kilowattstunden Gas zum Zuheizen verbraucht. Das ist der Verbrauch von drei bis vier Einfamilienhäuser.“
Während Familien Gas sparen sollen, mutet Schwimmbeckenheizen in den Sommermonaten fast schon surreal an. Dabei sind einige der bis zu 5.000 Badegäste pro Tag der Meinung, das Schwimmbad könne ruhig mehr an Temperatur und Gas sparen.
Volker Beck, Rentner
„Man sollte das noch etwas zurückfahren mit dieser Wassertemperatur. Es könnte hier ruhig noch ein bisschen kühler sein. 22 Grad sind vielleicht noch ein bisschen zu hoch.“
Günther Vielhaber, Rentner
„Letztlich bin ich eigentlich schon dafür, dass jeder hier im Lande jetzt spart, soweit es irgendwie geht. Und dazu gehört natürlich auch so ein Schwimmbad. Auf der anderen Seite: Wenn’s weniger als 21 Grad ist, dann geht hier keiner mehr rein. Dann ist das also sinnlos, dann kann man’s eigentlich gleich zumachen.“
Brigitta Ritter, Rentnerin
„Von mir aus kann das Wasser ein bisschen kälter sein. Also nicht unter 20 Grad, aber bis 20 Grad kann man doch rein.“
Die Stadt Neu-Isenburg will die Beckentemperatur aber erst dann wieder senken, wenn sie das von der Bundespolitik vorgeschrieben bekommt. Soweit wäre es aber wohl erst bei der dritten und höchsten Stufe des Notfallplans. Bis dahin hat in Neu-Isenburg Wohlfühltemperatur Vorrang vor Gassparen.