Mutmaßlicher Polizistenmörder vor Gericht

Auf diesen Prozess schaut heute ganz Deutschland. Es geht um eine Tat, die bundesweit für Entsetzen gesorgt hat. Ende Januar werden in der Nähe von Kusel zwei junge Polizisten bei einer Verkehrskontrolle kaltblütig erschossen. Nach einer groß angelegten Fahndung können die Beamten den mutmaßlichen Mörder Andreas S. noch am selben Tag festnehmen. Seit heute muss er sich mit seinem mutmaßlichen Komplizen Florian V. vor dem Landgericht Kaiserslautern verantworten.

Er soll zwei Menschen getötet haben – zwei junge Polizisten, denen ein routinemäßiger Einsatz zum Verhängnis geworden ist. Laut Anklage geraten Andreas S. und der Mitangeklagte Florian V., nachdem sie illegal Wild gejagt hatten, am frühen Morgen des 31. Januar in eine Verkehrskontrolle. Nachdem die beiden Beamten, eine 24-jährige Polizeianwärterin und ihr 29-jähriger Kollege, das illegal erlegte Wild im Kofferraum des Kastenwagens der Männer entdecken, kommt es zu einer Schießerei, die die beiden Polizisten nicht überleben. Andreas S. soll sie mit mehreren Schüssen getötet haben, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.
Johannes Barot, Sprecher Landgericht Kaiserslautern
„Aus Habgier, weil er seine Jagdbeute sichern wollte, und die Verdeckung der versuchten Tötung zum Nachteil der Polizeianwärterin.“
Denn das weibliche Opfer hatte den ersten Schuss schwerverletzt überlebt. Erst nachdem ihr Kollege getötet worden war, ist sie durch einen weiteren Kopfschuss verstorben.
Für viele überraschend, lässt sich der Hauptangeklagte Andreas S. direkt im Anschluss an die Anklageverlesung ein, schriftlich durch seinen Anwalt. Darin gibt er die Wilderei zu. Und auch den Polizeikommissar habe er erschossen.
Jana Stark, Reporterin
„Allerdings sei das Notwehr gewesen. Nachdem er am Heck des Kastenwagens Schüsse gehört habe, wollte er nachsehen, was da los sei. Kurz darauf sei in der Dunkelheit auf ihn geschossen worden. ‚Damit das aufhört‘, so sagt Andreas S., habe er nach seinem Jagdgewehr gegriffen und zurückgeschossen. Erst als keine Schüsse mehr zurückgekommen seien und er seine Stirnlampe eingeschaltet habe, habe er erkannt, dass es sich bei seinem Gegenüber um einen Polizisten in Uniform handele – der jetzt regungslos am Boden liegt.“
Wie die Schießerei begonnen hatte, wisse er nicht, so der 39-Jährige weiter. Und mit der Tötung der Polizistin habe er nichts zu tun. Sein zum damaligen Zeitpunkt guter Freund und Jagdkomplize Florian V. habe sie mit der Schrotflinte erschossen.
Das bestreitet Florian V., der seine schriftliche Einlassung heute ebenfalls durch seinen Anwalt verlesen lässt. Er habe mit dem Tod der beiden Polizeibeamten nichts zu tun. Allerdings gibt er zu, an der illegalen Jagd beteiligt gewesen zu sein und den Vorfall nicht der Polizei gemeldet zu haben.
Christian Kessler, Verteidiger von Florian V.
„Mein Mandant hat miterleben müssen, dass zwei junge Menschen von dem Mitangeklagten getötet wurden, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Er wurde danach selber bedroht, dass, wenn er nicht weiter kooperiert, er neben die beiden getöteten gelegt wird. Dementsprechend finde ich es ein bisschen viel verlangt, da zu fordern, dass er sich stellen müsste.“
Zwei Angeklagte, zwei völlig unterschiedliche Geschichten. Es steht Aussage gegen Aussage – und Augenzeugen gibt es keine. Für die Richter macht es das Verfahren kompliziert. Sie müssen nun klären, was sich in der Nacht zum 31. Januar auf der Kreisstraße zwischen Ulmet und Mayweilerhof wirklich abgespielt hat – und das kann dauern.