Basay-Yildiz sagt im NSU 2.0-Prozess aus

Im Prozess um die Serie von Drohschreiben, die mit „NSU 2.0“ unterzeichnet waren, hat heute die Frau ausgesagt, die als erste und am häufigsten bedroht worden ist. Die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz schilderte heute dem Gericht, welche Auswirkungen die Bedrohungen auf ihr Leben und ihre Familie hatten und haben.

Bilder von Seda Basay-Yildiz im Gerichtssaal gibt es heute nicht. Die Rechtsanwältin hat mehrere Drohschreiben erhalten, die er verfasst haben soll: Alexander M. soll sie dabei nicht nur auf das Vulgärste beschimpft, sondern auch handfest bedroht haben. Seda Basay-Yildiz berichtet heute, Mails, die ihr Vergasung und Vergewaltigung ankündigen, bekomme sie zu Hunderten. Besonders häufig, seit sie einen mutmaßlichen Leibwächter des Terroristenführers Osama bin Laden vertrat.
Antonia von der Behrens, Vertreterin der Nebenklage
„Es ist gefährlich in Deutschland, als Anwältin oder Anwalt in kontroversen Verfahren aufzutreten. Es ist gefährlich in Deutschland, Menschen zu vertreten, die Opfer rassistischer Angriffe geworden sind. Es ist aber auch gefährlich in Deutschland, Menschen zu vertreten, wie islamische Gefährder zum Beispiel, denen abgesprochen wird dass sie ihre rechtsstaatlich verbürgten Rechte wie alle anderen durchsetzen.“
Was die Schreiben des NSU 2.0 von den anderen Bedrohungen abhob: In ihnen waren sensible Daten genannt, darunter die private Wohnadresse. Das habe die Bedrohungen zu einer realen Gefahr gemacht.
Antonia von der Behrens, Vertreterin der Nebenklage
„Sie hat es sehr deutlich, glaub‘ ich, gemacht, sie ist eine unglaublich starke Person. Die gleichzeitig immer Stärke vermitteln musste, um auch ihre Familie zu schützen, um die Leute um sie herum zu schützen. Und das hat sie sehr, sehr eindrücklich heute geschildert, wie ihr das gelungen ist.“
Wegen der Bedrohungen habe Seda Basay-Yildiz ihr Haus sicherheitstechnisch aufrüsten müssen und ihre Tochter sei seither nicht eine Sekunde ohne Aufsicht gewesen.
Michael Otto, Reporter
„Auch wenn sie sehr professionell und sachlich antwortet, es ist Seda Basay-Yildiz anzumerken, wie sehr die Drohschreiben in ihr Leben eigegriffen haben. Sie selbst könne mit dem Hass umgehen, sagt sie, aber dass in den Schreiben auch ihre Eltern und ihre kleine Tochter bedroht wurden, das sei besonders verwerflich. Und es hat Folgen: Die Rechtsanwältin sagt heute, dass sie inzwischen auch Mandanten abgelehnt hat, weil sie fürchtete, durch die Fälle zu sehr in der Öffentlichkeit zu stehen.“
Alexander M. bestreitet, der Verfasser der Drohschreiben zu sein. Er behauptet, die wahren Täter seien Polizisten, die ihm die Schreiben in die Schuhe schieben wollten. Seda Basay-Yildiz bekommt immer noch Drohschreiben. Doch keine mehr mit sensiblen Daten.