Das Ahrtal wählt einen neuen Landrat

Selten hat eine Landratswahl in Deutschland für so viel Aufmerksamkeit gesorgt wie die am Sonntag im Ahrtal. Der ehemalige Landrat war zurückgetreten, weil direkt nach der Flutkatastrophe Kritik am Krisenmanagement laut wurde. Jetzt am Sonntag – ein halbes Jahr später – steht die Wahl eines neuen Landrats an.

Als Favorit gilt vielen der erste Kreisbeigeordnete Horst Gies, der den ehemaligen Landrat bereits seit August in seinen Aufgaben vertritt. Gies ist hier geboren und nicht nur im Ahrtal gut vernetzt. Bereits seit 2011 repräsentiert er den Kreis auch im Rheinland-Pfälzischen Landtag.
Horst Gies, CDU, Erster Kreisbeigeordneter Landkreis Ahrweiler
„Ich habe immer gesagt, das ist meine Heimat, das ist unser kleines Paradies. Und das ist eben am 14. 07. zerstört worden. Und ich sehe darin jetzt wirklich die Verpflichtung und wirklich die Aufgabe und den Antrieb vom innersten her, das jetzt wieder aufzubauen, was unsere Vorfahren, unsere Eltern und Großeltern nach dem Krieg wieder aufgebaut haben. Und jetzt ist es unsere Aufgabe wieder aufzubauen, für die nach uns kommenden Generationen.“
Auch Cornelia Weigand will ihr Augenmerk auf den Wiederaufbau legen. Die 50-Jährige, die seit 2019 parteilose Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr ist, beklagt vor allem die langsame Auszahlung der Hilfsgelder und die mangelnde Koordination der wichtigsten Aufgaben. Doch sie stellt sich auch zur Wahl, um die Region für die Zukunft fit zu machen.
Cornelia Weigand, parteilos, Bürgermeisterin Verbandsgemeinde Altenahr
„Wir werden auf dem Land auch immer weiter Probleme bekommen in der medizinischen Versorgung, da werden wir weitere Konzepte brauchen. Und natürlich ist auch nach der Katastrophe das Thema Nachhaltigkeit ein ganz wichtiges: Wie sieht bei uns tatsächlich die Energiewende aus, wie können wir es schaffen, auch die dazugehörige Mobilitätswende hinzubekommen? Ganz viele verschiedene Themen; einige sind vielen Landkreisen bekannt, andere sind eine Besonderheit aufgrund der Tatsache, dass wir hier auch heilen müssen und gestärkt aus dieser großen Katastrophe wieder auferstehen müssen.“
Das „wieder-aufstehen“ der Menschen in der Region will auch Christoph Schmitt unterstützen – und das möglichst zügig. Der Diplom Finanzwirt will dabei auf den Abbau von Bürokratie und mehr Digitalisierung setzen.
Christoph Schmitt, SPD, Vorsitzender SPD-Fraktion Kreistag Ahrweiler
„Da stellen sich im Moment natürlich hauptsächlich die Fragen nach Genehmigungen und Genehmigungsrecht, Planungsverfahren, und da ist häufig auch der Wunsch an die Politik und die Verwaltung, dass das etwas schneller und etwas unbürokratischer geht, nd das ist eben ein Punkt, der mir persönlich auch wichtig ist. Wenn wir hier aus der Sache schnellstmöglich wieder rauskommen wollen, wenn wir schnellstmöglich die Stärke wieder erreichen wollen, die wir als Landkreis vorher hatten, dann müssen solche Prozesse noch mal optimiert und einfach schneller passieren.“
Axel Ritter setzt in seinem Wahlkampf vor allem auf seine Expertise als promovierter Architekt und Ingenieur. Der parteilose Ritter hat ein eigenes Flutentlastungskonzept entworfen, in dem unter anderem durch Wasserumleitung zukünftige Fluten abgeschwächt werden sollen.
Axel Ritter, parteilos, Ingenieur aus Bad Neuenahr-Ahrweiler
„Eine andere Möglichkeit besteht durch Wasserrückhaltebecken. Wir stehen hier praktisch im Bereich eines möglichen Standortes. Es geht darum, dass man große Becken schafft, die große Wassermengen passiv sammeln können, aber auch dassman Wasserbecken schafft, die aktiv zum Beispiel auf dem Berg mit der Hilfe von Pumpen, Wasser aktiv ansaugen können.“
Vier Kandidaten also, die im Ahrtal die Zügel in die Hand nehmen wollen.
Am Sonntag wird hier gewählt. Sicher ist aber bereits jetzt eines: wer auch immer gewinnen sollte, auf sie oder ihn kommt mit dem Wiederaufbau eine wahre Mammutaufgabe zu.