Bakterien bekämpfen Bakterien

Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal haben sich viele Bakterien in den Hauswänden eingenistet, die unter anderem für üble Gerüche sorgen. Jetzt sollen sie durch andere Bakterien unschädlich gemacht werden.

Thomas Schäffer und Ralf Abrolat sind Experten für EM. Das hat nichts mit Sport zu tun. Denn EM steht für „Effektive Mikroorganismen“. Und diese können zur Bekämpfung von Fäulnis eingesetzt werden.
Thomas Schäffer, Kaufmann aus Neustadt an der Weinstraße
„Letztendlich sind es Bakterien, die Hunger darauf haben, organisches Material in Angriff zu nehmen und zu zersetzen. Und das ist der Zweck warum wir es hier hinbringen “
Denn hier in Mayschoß hat die Flut alles mitgerissen, was ihr im Weg stand. So mischten sich unter anderem Heizöl und Fäkalien in das Ahrwasser. Dieses bakteriell belastete Wasser ist dann in Gebäudewände eingesickert. Die aufgetragene EM-Lösung soll die Wände auf natürliche Weise desinfizieren. Schon bei den Hochwassern an der Elbe und der Oder ist EM zum Einsatz gekommen.
Thomas Schäffer, Kaufmann aus Neustadt an der Weinstraße
„Dort wurde es genauso eingesetzt. In Gärten, in Häusern, in Wänden, vor allem in überfluteten Kellern. Und das Ergebnis war tatsächlich, dass innerhalb kürzester Zeit die Geruchsbelästigung weg war und dass man sicher sein konnte, wenn man Wände jetzt neu verputzt oder neu tapeziert oder streicht, man nicht die Fäulnis in der Wand einfach nur einschließt und den Geruch auf lange Sicht nicht loswird. Und dort war der Erfolg sehr groß. Und das hat uns dann auf die Idee gebracht, es auch hier zu versuchen.“
Gemeinsam beschließen die Pfälzer, EM an die Ahr zu bringen.
Ralf Abrolat, Urologe aus Großfischlingen
„Wir saßen zusammen und haben gedacht jeder von uns gibt einen gewissen Geldbetrag, sodass wir 1000 Liter kaufen können. Und haben gesagt: Naja 1000 Liter, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein und dann bekommt man hier möglicherweise ein Verteilungsproblem, dass jeder genug bekommen kann. Es wäre doch schön, wenn wir so viel EM beschaffen könnten, dass jeder genügend bekommen kann.“
Bei einer Spendenaktion kommt genug Geld zusammen, um 8000 Liter der Bakterienlösung zu kaufen. Bei den Mayschoßern werden die helfenden Bakterien dankbar angenommen. Die Winzergenossenschaft verteilt die Mikroorganismen in ihrem Weinkeller.
Jan Hallerbach, Kellermeister
„Wir waren komplett voll mit Wasser, also mit Ahrwasser und allem was da natürlich teilweise auch an Schlamm und was da sonst noch alles drin war, durchgeflossen ist. Und einfach dann gegen Schimmel, der sich da ansetzen könnte, entgegenzuwirken oder andere Stoffe abzubauen, was die Bakterien sehr gut können. Dafür haben wir das eingesetzt. Und mal schauen, was uns das dann für Erfolge liefert.“
Auch in anderen Ahrdörfern kommt das EM mittlerweile zum Einsatz. Im Ahrtal gibt es also nicht nur helfende Menschen, sondern auch helfende Bakterien.