„Brücke ins Nichts“ in Solms bleibt Ärgernis

Wenn die öffentliche Hand baut, dann dauert es meistens länger und es wird fast immer teurer. Daran haben wir uns ja schon gewöhnt. Die Geschichte, die wir Ihnen jetzt von der Bundesstraße 49 aus Mittelhessen erzählen, ist aber eine Stufe schärfer. Da geht es darum, dass die vielbefahrene Straße nun schon seit Jahren von zwei auf vier Spuren verbreitert werden soll. Da sich die Baustelle immer wieder verzögert, wartet eine Brücke schon seit vielen Jahren auf das erste Auto.

Die B49 bei Solms-Oberbiel. Über ihr prangt ein Prachtexemplar von einer Brücke. Mit allem was dazu gehört: Leitplanken, ein Geländer, stabile Pfeiler. Nur ein kleines Detail fehlt: der Anschluss zur Bundesstraße. Und zwar seit 10 Jahren.
Frank Inderthal, SPD, Bürgermeister Solms: „Ich bin manchmal gefragt worden, ob es auch ein Jubiläum gibt und ich denke es ist halt kein Grund zum feiern, es ist ja eher, es wäre eine Trauerfeier.“
Naja, aber genutzt wird die Brücke doch!
Benedikt, aus Limburg: „Ja, für Fahrradfahrer ist die top! Super ausgebaut.“
Und auch die Landwirte freuen sich über den praktischen Zugang zum Feld. Man darf nur nicht den Fehler machen und mit dem Auto auf die Autobrücke fahren. Dabei wäre das ja schon nützlich. Denn wer von Oberbiel nach Wetzlar will, kann wegen der Baustelle nicht direkt auf die B49. Um auf die Bundesstraße zu kommen, müssen die Anwohner erst einmal durch den ganzen Ort in die entgegengesetzte Richtung fahren. Dann heißt es umdrehen und praktisch den gleichen Weg wieder zurück bis nach Wetzlar.
Cornelia, aus Oberbiel: „Da soll man immer nicht die Umwelt so verpesten und dann muss man trotzdem zig Kilometer Umweg fahren, um überhaupt auf die 49 zu kommen, das ist halt blöd. Und die meisten Leute arbeiten nun mal Richtung Wetzlar.“
Dabei ist die nötige Verbindung ja eigentlich schon da, nur eben nicht angeschlossen. Warum das so ist, erklärt Henning Pötz von Hessen Mobil.
Henning Pötz, Baudezernent Hessen Mobil: „Die alte Brücke, die ja hier auch stand, das ist halt eben das Problem, die hatte nur Platz für zwei Fahrspuren. Das heißt, ohne den Abriss der alten Brücke und ohne den Neubau der Brücke hier über die Albshäuser Straße wäre das gar nicht möglich gewesen, mit dem vierspurigen Ausbau in diesem Bereich auch nur zu beginnen.“
So weit so gut. Doch warum dauert der Ausbau der Straße nun schon so lange?
Benedikt, aus Limburg: „Die Baustelle auf der Bundesstraße, die ist hier schon seit meiner Kindheit mehr oder weniger und da wundere ich mich auch, dass da nicht mal irgendwann ein Ende in Sicht ist, generell.“
Grund dafür ist die Klage einer Firma. Sie stellt Kugellager her, Präzisionsarbeit. Die sieht sie durch die Erschütterungen einer Baustelle gefährdet und hat 2008 geklagt, als die Ausbaupläne bekannt wurden. Eine Einigung gab es erst 2018, also 10 Jahre später. Da war die Brücke schon fertig und die bisherige Zufahrt gekappt. Obwohl das Bauvorhaben noch nicht in trockenen Tüchern war. Seit dem müssen die Oberbieler durch den Ort – der Straße sieht man’s an. Und auch der Bus kann seitdem nicht mehr fahren.
Frank Inderthal, SPD, Bürgermeister Solms: „Ja, das ist nach wie vor eine große Frustration, weil ich eben denke das hätte man besser machen können, hätte man besser anpacken können, man hätte den Bürgerinnen und Bürgern nicht diese Belastung zumuten müssen.“
Seit 5 Jahren darf die B49 hier nun ausgebaut werden. Und das dauert. Gerade ist Hessen Mobil mit dem Verlegen der Kanäle beschäftigt.
Henning Pötz, Baudezernent Hessen Mobil: „Es ist viel aufwändiger als es aussieht und vor allem gibt’s halt hier auch viele Bautätigkeiten, die man beim Vorbeifahren halt eben nicht sieht. Gerade so hinter diesen Lärmschutz und Sichtschutzwänden wird ja auch die Angleichung zu den Betrieben gemacht.“
Ende 2023 soll der Ausbau der B49 dann endlich fertig sein. Aber bitte nicht zu früh freuen: Denn dann muss die Straße auf der anderen Seite der Brücke noch saniert werden.
Henning Pötz, Baudezernent Hessen Mobil: „Und deswegen wird auch dann praktisch die Brücke ins Nichts zwar angeschlossen, kann aber noch nicht in Betrieb genommen werden, so wie es der Bürger gerne hätte, einfach aus dem Grund, weil wir die Albshäuser Straße noch überhaupt zur Aufnahme dieses Verkehrs ausbauen müssen.“
Das soll aber ganz schnell gehen. Im Frühjahr 2024 soll der Verkehr dann endlich fließen wie geplant. Doch drauf wetten würde der Bürgermeister nicht.