Wochenmärkte in der Krise

Die Händler auf den Wochenmärkten haben es derzeit nicht leicht. Auch sie treffen die teuren Spritpreise, Inflation sowie die immer teurer werdenden Einkaufspreise. Hinzu kommen hohe Standgebühren und teils fehlender Nachwuchs. Und da in diesen finaziell schwierigen Zeit auch immer weniger Kunden zum Wocheneinkauf auf den Markt kommen, lohnt sich das Geschäft für einige Händler kaum noch. Hier ein Beispiel auf dem hessischen Offenbach.

Michael Mack leitet seinen Marktstand bereits in dritter Generation – der Familienbetrieb ist seit 1949 auf dem Offenbacher Wochenmarkt vertreten – verkauft hier frische Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch und mehr. Doch in letzter Zeit bleibt immer häufiger die Kundschaft aus.
Michael Mack, Markthändler in Offenbach
„Der Dienstag rechnet sich wirklich nicht mehr. Wir bleiben dienstags schon … kommen wir gar nicht mehr her. Weil es sich gar nicht mehr lohnt, wir bringen wirklich Geld mit. Also, ich habe mehr davon, wenn ich auf der Couch sitzen bleibe dienstags. Das Wochenende ist alles wunderbar. Der Dienstag muss was Neues passieren, damit auch wieder mehr Gäste, mehr Kunden kommen.“
Über die drei Markttage verteilt kommen insgesamt 63 Stände auf dem Wilhelmsplatz zusammen. Während einige ihre Präsenz bereits eingeschränkt haben, sind andere Händler noch am Grübeln:
Catello Palumbo, Blumen Palumbo
„Wir sind jeden Dienstag, Freitag, Samstag hier. Also jeden Wochenmarkttag. Und ich muss mittlerweile sagen, der Dienstag ist sehr schwach geworden, dass man teilweise sagt, bis fast … also der Markt fängt ja um 8 Uhr an offiziell und manchmal kann man sagen bis 10 Uhr, 11 Uhr ist wirklich nichts los. Also, da ist man manchmal schon überlegen, dass man sagt: Lohnt sich das überhaupt noch herzukommen?“
Dass die gestiegenen Preise nicht mehr von allen gezahlt werden können verstehen die Händler, sie hoffen trotzdem, dass wieder mehr Kunden auf den Wochenmarkt kommen. Dazu plant die Stadt Offenbach ein Gutscheinprogramm. Ab Ende Februar gibt es für Einkäufe ab 5 Euro einen Stempel. Sobald man Stempel für 50 Euro gesammelt hat, gibt es einen 5 Euro-Einkaufsgutschein geschenkt. So will die Stadt ihn unterstützen, den für sie so besonderen Wochenmarkt.
Felix Schwenke, SPD, Oberbürgermeister der Stadt Offenbach
„Was ihn besonders macht: Er ist eben weiterhin Erzeugermarkt. Viele Märkte haben sich in der vergangen Jahren gewandelt zu – volkstümlich gesagt – „Fress- und Saufmärkten“. Hier kann man wirklich noch frische Produkte, frischen Fisch, tatsächlich von der Nordseeküste, frisches Fleisch von den Bauern aus der Region, frisches Obst und Gemüse aus der Region, also unverarbeitete Produkte kaufen.“
Das Gutscheinprogramm gilt aber nicht nur für den Wochenmarkt, sondern auch für den umliegenden Einzelhandel und die Gastronomie.
So sollen die Kunden trotz stark gestiegener Lebensmittelpreise vom Abwandern in die meist günstigeren Supermärkte abgehalten werden. Die Offenbacher, die heute hier sind, wissen aber, was sie an ihrem Markt haben.
Sandra Sorgenfrei
„Also ich bin mindestens einmal die Woche auf dem Markt, wenn nicht sogar zweimal die Woche. Meistens freitags und samstags. Das ist ein lokaler Treffpunkt und ich finde alles was ich brauche.“
Dirk Berein
„Es würde viel fehlen. Einfach das Flair des Wochenmarktes. Die umgebenden Cafés, die Stände mit den Leuten, die seit Jahren und Jahrzehnten teilweise herkommen zum Reden.“
Helmut Pohl
„Man muss auch bedenken, in Offenbach gibt es Stadtteile, da gibt es überhaupt keinen Metzger mehr. Das heißt, wenn Sie auf dem Wochenmarkt keinen Metzger mehr haben, wo gehen Sie dann hin? In den Supermarkt! Und das möchte ich nicht.“
Es ist vor allem die ältere Kundschaft, die noch treu an der Tradition Wochenmarkt festhält. Für die Erzeuger ist es aber wichtig, auch die jüngere Generation für den Markt zu gewinnen. Dann kommen vielleicht auch auf den Offenbacher Wochenmarkt bald wieder bessere Zeiten zu.