Schüler wollen Satelliten ins All schicken

Rund 5.500 aktive Satelliten umkreisen momentan die Erde. Mit dem nächsten Raketenstart vom amerikanischen „Kennedy Space Center“ wird wieder einer hinzukommen und der wurde nicht etwa von der NASA oder der ESA gebaut, sondern von Schulkindern aus dem hessischen Lich.

Lagebesprechung in der „Weltraum-AG“ an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Lich. Bernhard Krenig verteilt die Aufgaben. Ein Prototyp soll zusammengebaut werden, außerdem müssen die Schüler noch recherchieren, mit welcher Lackierung ihr Satellit möglichst wenig Licht reflektiert, um die Teleskope auf der Erde nicht zu blenden. Routiniert gehen die Kinder aus den Jahrgangsstufen fünf bis zehn ans Werk. Seit mehr als zwei Jahren arbeiten sie daran, einen „Cube-Sat“, also einen zehn mal zehn mal zehn Zentimeter großen Satelliten ins Weltall zu schicken. Das dieses Ziel jetzt zum Greifen nah ist, erfüllt die Schüler sichtlich mit Stolz.
Adriana Huf, 8. Klasse
„Die meisten haben es mir nicht geglaubt und das ist auch kein Vorwurf, weil, ich glaube, ich selbst würde auch niemandem glauben, wenn mir jemand erzählen würde: Ey unsere Schule, wir schießen da einen Satelliten in den Weltall. Da würde ich auch sagen: Spinnst du?“
Pascal Wolf, 10. Klasse
„Das ist ja mal etwas Einzigartiges. Das fand ich auch relativ cool, weil das habe ich jetzt noch nie gehört, dass das eine Schule gemacht hat. Die haben mal so einen Wetterballon hochgeschickt, das habe ich schon öfter mal gesehen, aber so was finde ich schon relativ krass, das ist schon einmalig. Das würde man vielleicht auch später bereuen, wenn man es nicht gemacht hätte.“
Angefangen hatte alles mit einer fixen Idee von Lehrer Krenig. Er hatte von „Cube-Sats“ gelesen und sich vorgenommen, das Projekt in einer AG umzusetzen. Einziges Problem: Der Startplatz in einer Rakete für einen solchen Nano-Satelliten kostet ca. 140.000 Euro.
Bernhard Krenig, Physiklehrer Dietrich-Bonhoeffer-Schule Lich
„Da haben wir dann wirklich mit Russland, Holland – also den Niederlanden -, mit Japan und mit den USA verhandelt. Und die USA hat uns dann einen ‚Academic Price‘ eingeräumt. Das ist aber immer noch ein gut ausgestatteter Golf. Und dann haben wir gesagt: ‚Okay, das ist eine runde Sache, das probieren wir jetzt einfach‘.“
Und so bestanden die Stunden in der AG nicht nur darin einen Prototypen zu bauen und Raketentechnik zu verstehen, sondern auch im Schreiben von Förderanträgen und Telefonaten mit Stiftungen und Geldgebern.
Alle Arbeitsschritte haben die Schüler selbst ausgeführt und siehe da: Das Geld kam zusammen und auch der Satellit bestand die Eignungsprüfung der NASA. Einem Start mit einer amerikanischen Rakete noch in diesem Jahr steht nichts mehr im Wege. Dass trotzdem noch einiges schief gehen kann, ist hier allen bewusst.
Samuel Völzel, 5. Klasse
„Also ich bin vor allem aufgeregt, ob´s halt klappt, weil es kann halt immer sein, dass irgendein kleiner Meteorit oder irgendwie so was kommt und den dann einfach nach einer Woche direkt zerstört.“
Vincent Zenker, 5. Klasse
„Also in der AG, glaube ich, ist es ein bisschen so das Leben als Wissenschaftler, dass nicht immer alle klappt. Das Anträgeschreiben, wie man Menschen bittet, dass sie einem Geld geben und halt dieses Geld-zusammen-kriegen. Man weiß nicht ob es klappt, aber Menschen überreden, dass sie für was, wo man nicht weiß, ob es klappt, Geld spenden.“
Wenn dann alles klappt und der Satellit der Marke Eigenbau sein Orbit 500 Kilometer über der Erde erreicht, soll er aus dem Weltall unter anderem Untersuchungen für eine Artenschutzstudie anstellen.
Für Bernhard Krenig und die Schüler aus Lich ist das aber nicht das Ende der Geschichte. Sie wollen die Daten aus dem Weltall auswerten und Bausätze ihres Satelliten zum Nachbauen anbieten, damit auch andere Schulen demnächst nach den Sternen greifen können.