Inflation lässt Pfandleihhäuser boomen

Und zu den aktuellen Energieproblemen kommt ja auch noch die anhaltende Inflation, die Unternehmen und Bürger in Schwierigkeiten bringt. Eine Möglichkeit, heikle Zeiten zu überbrücken, ist da das Pfandleihhaus. Denn die Kunden kommen dort recht unkompliziert an Geld – und müssen nicht ihre wirtschaftlichen Verhältnisse offen legen oder eine Schufa-Auskunft mitbringen. Die Sicherheit ist ja das Pfand selbst.

 

 

Situativ „Hallo, ich wollte nur mal fragen, was ich für das Zahngold hier bekommen kann.“ 
Monatswechsel im Pfandleihhaus Hermann in Koblenz. Da wird bei den Kunden oft einmal geschaut, was kurzfristig zu Geld gemacht werden kann – ob verkauft oder verpfändet.
Stephan Hermann, Geschäftsführer „Pfandleihhaus Hermann“: „Wir merken seit Beginn des Krieges haben wir einen deutlichen Zulauf. Zum Teil bilden sich lange Schlangen von Kunden, die eben beleihen möchten. Aus allen Schichten kommen aktuell die Leute und haben ein Problem.“
Konkret bedeutet das für sein Leihhaus 30 Prozent mehr Kundschaft als vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine. Diese Frau möchte nicht erkannt werden, ist aber froh, dass sie hier unkompliziert an Geld kommt.
Kundin: „Ich habe mein Gold hier. Wenn kein Geld da ist, wird mir hier immer geholfen. Manchmal kommt der Lohn spät. Dann habe ich nichts.“ 
Schmuck, Elektrogeräte, hochwertiges Werkzeug oder sogar Autos können verpfändet werden. Die Höhe der Zinsen ist bundesweit festgelegt und beträgt ein Prozent plus Gebühren – bei einem Pfandwert bis 300 Euro. Darlehen für teurere Gegenstände sind frei verhandelbar.
Wird ein Pfand abgegeben, wird es erst einmal gescannt, gewogen – und sehr teure Gegenstände werden da noch genauer unter die Lupe genommen.
Armend Kuqi: „Bei einer gewissen Größe ist das tatsächlich ein Muss. Weil dann kann ein Reinheitsgrad unter Umständen schon ein paar hundert oder ein paar tausend Euro ausmachen.“ 
Seit vierzig Jahren können Kunden hier ihre Wertgegenstände verpfänden. Manche mit Geschichten, die Stephan Hermann besonders berühren.
Stephan Hermann, Geschäftsführer „Pfandleihhaus Hermann“: Vor kurzem war ne Mutter mit einem iPad da, mit einem Schultablet. Hat das verpfändet, um ihren Kindern Essen zu kaufen. Das sind dann natürlich schon Fälle, die gehen uns dann schon nah. Und wir haben dann nachher auch das iPad wieder an die Schule zurückgegeben.“ 
Das liegt im Ermessen des Pfandleihhauses – wird aber äußert selten gemacht. Normalerweise müssen verpfändete Gegenstände, die nicht ausbezahlt werden können, nach etwa fünf Monaten versteigert werden. Mögliche Gewinne gehen an den Pfandinhaber. Holt er diese nicht ab, gehört das Geld dem Staat. Das Pfandleihhaus verdient also mit Auktionen kein Geld.
Stephan Hermann, Geschäftsführer „Pfandleihhaus Hermann“: „Uns ist es lieber, die Leute kommen wieder, lösen ein, bringen es wieder. Sollte das noch weiter kippen und die Leute noch mehr in Zahlungsschwierigkeiten kommen, bedeutet das auch für uns ein Problem.“ 
Vorerst erwartet er aber den Höhepunkt seines Geschäfts mit dem Jahreswechsel – wenn die meisten Rechnungen bezahlt werden müssen. Und auch bis dahin werden wohl noch viele Kunden bei ihm ein und aus gehen.