Visionen für die Stadt der Zukunft

Wie soll die Stadt der Zukunft aussehen? Diese Frage stand gestern Abend bei einem Treffen von Stadtentwicklern, Architekten und Bauunternehmern in Frankfurt im Mittelpunkt. In einer Sache sind sich die Experten einig: Es wird die Menschen auch in kommenden Jahren weiterhin in die Metropolregionen ziehen. Das stellt die Städte vor große Herausforderungen, bietet aber gleichzeitig viele Chancen.

Frankfurt ist die Stadt der Pendler. Rund 350000 Menschen kommen Tag für Tag in die Mainmetropole, nur um hier zu arbeiten. Viele von ihnen würden gerne in Frankfurt wohnen. Doch Wohnraum ist knapp, viel zu teuer – und oft schlichtweg unattraktiv, sagt der Frankfurter Architekt Stefan Forster. Und nennt als Beispiel für die Fehlentwicklung der vergangenen Jahre Wohnhochhäuser wie dieses, in denen selbst eine kleine 2-Zimmer-Wohnung kaum unter einer Million Euro zu haben ist.
Stefan Forster, Architekt: „Man hat es eigentlich in den letzten Jahren versäumt, sich um den Lebensraum zu kümmern. Etwas für die Menschen, die hier wohnen, zu tun. Es waren eigentlich nur Großbauten, wo Leute sehr sehr viel Geld verdienen. Aber den normalen Bewohner hat man völlig außer Acht gelassen.“
Was also tun? Möglichst viel neu bauen? Ehemalige Bürogebäude in Wohnraum verwandeln? Die Innenstädte nachverdichten? Oder das Augenmerk lieber gleich auf ganz neue Quartiere am Stadtrand richten?
Roland Stöcklin, SEG Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden: „Dieses ganze Thema der Innenverdichtung wird noch die nächsten hundert Jahre passieren. Und ist auch notwendig, müssen wir angehen. Aber für den Druck, den wir heute haben, müssen wir auch in den Außenbereich gehen. Außenbereich heißt jetzt nicht, Trabantenstädte schaffen, sondern lebenswerte Quartiere, die alles beinhalten. Also in sich auch wieder funktionieren. Die die Infrastruktur, aber auch die Arbeitsplätze haben.“
Leben und arbeiten am gleichen Ort: Dass das geht und bei den Bewohnern besonders beliebt ist, könne man in Frankfurt an Stadtteilen wie Bockenheim oder Sachsenhausen sehen. Dabei müssten sich die Menschen in den Metropolregionen allerdings darauf einstellen, dass die einzelnen Wohnungen künftig kleiner würden – und sich das Leben wie in Italien oder Spanien mehr auf die Straßen verlagere. Doch die müssten dafür lebenswerter gestaltet werden.
Stefan Forster, Architekt: „Für mich heißt das: Weg von dem ruhenden Verkehr. Viel viel mehr Bäume. Entsiegelung. Ein Verkehrskonzept. Das heißt verkehrslose Gebiete. Also Innenstadt autofrei. Ganz klar für mich!“
Egal, wie die Stadt der Zukunft am Ende tatsächlich aussieht: Für den Bauunternehmer und Vizepräsident der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände, Thomas Reimann, ist jetzt vor allem die Politik ist gefordert. Er wünscht sich:
Thomas Reimann, Bauunternehmer ALEA AG, Vizepräsident VhU: „Schnellere Genehmigungen, einfachere Verfahren, hinter den ganzen Sache stehen und einen Plan über die Stadt legen, was in den nächsten Jahren wirklich passieren soll. Stückwerk ist schädlich. Wir brauchen Konzepte für die Zukunft. Wir brauchen diese Vision 2035. Dann wird Frankfurt, dann wird die Metropolregion eine tolle Stadt.“
Die Branche stehe jedenfalls bereit, für mehr und attraktiveren Wohnraum in den Städten zu sorgen. Dafür müssten allerdings schon jetzt die Weichen in die richtige Richtung gestellt werden.