Senckenberg Museum: Einmal selbst Forscher sein

Als Forscher einmal durch den Urwald Boliviens streifen, auf der Suche nach dem Jaguar –  eine Vorstellung, die manch einem Abenteurer gefallen dürfte. Dank einer neuen Dauerausstellung im Frankfurter Senckenberg Museum kann jetzt jeder zum Forscher und Entdecker werden.

„Bitte anfassen“, so könnte der Untertitel der neuen „Aha-Forschungswerkstatt“ im Senckenberg Museum sein. Denn wo Exponate normalerweise hinter Glasscheiben stehen, darf hier alles berührt, getestet und erkundet werden.
Carolina Breunig & Lisa Soose
„Also, ich finde es wahnsinnig schön, den Kindern hier und auch den Erwachsenen einfach die Möglichkeit zu geben, auch mal näher an die Objekte heranzutreten, sie anfassen zu können, weil man das ja in der Ausstellung nicht immer darf. Und auch über das Mikroskopieren mal ins Detail schauen zu können. Wir haben uns einmal den Fliegenkopf und den Floh angesehen, die Haare und ich habe mir da vorne auch mal den Sand angeguckt. Also das ist sehr interessant.“
Die möglichen Fragestellungen in der Forschungswerkstatt sind vielfältig. Wie fühlt sich das Fell eines Waschbären an? Wie sieht ein Schildkrötenpanzer eigentlich von Innen aus? Waren unsere Vorfahren anders gebaut als wir? Und welche Tiere streifen durch den Trockenwald Boliviens?
Dr. Martin Jansen, Biodiversitätsforscher
„Man meldet sich bei uns im Portal an und hat dann Zugriff auf die Kamerafallen-Fotos und hat dann die Aufgabe, die zu ordnen, zu klassifizieren. Da geht’s zum Beispiel erst mal darum zu sagen: ‚Ist da ein Tier drauf zu sehen oder nicht?‘. Das ist eine ganz wichtige Vorarbeit für uns. Und im zweiten Schritt, wenn ein Tier darauf zu sehen ist, dann wird auf dem Bildschirm ein Rahmen um das Tier gezogen und das Tier im Rahmen, in dieser Box sozusagen, bestimmt.“
Martin Jansen forscht schon seit mehr als 18 Jahren in Bolivien und ist von der Beteiligung der Museumsbesucher begeistert. Sie helfen den Forschern im Senckenberg Museum noch mehr über die Tierpopulationen in Bolivien in Erfahrung zu bringen.
Dr. Martin Jansen, Biodiversitätsforscher:
„Der Jaguar steht bei uns im Fokus und da ist es eben für uns auch ganz besonders die Frage: Wie viele Jaguare gibt’s denn in diesem Gebiet? Was machen die? Wann? Also die zeitliche und räumliche Auswertung des Verhaltens dieser Jaguarpopulation und natürlich auch die Größe.“
So können die Forscher große Mengen an Daten auswerten. So wurden bislang bereits mehr als 600.000 Markierungen auf den Fotos der automatischen Wildtierkameras gesetzt. Der „Mitmach-Ansatz“ soll das Interesse der Besucher an wissenschaftlichen Themen wecken.
Dustin Gohlke, Koordinator der „Aha-Forschungswerkstatt“
„Die Leute sollen von ihrem eigenen Interesse aus aktiv forschen und sich Fragestellungen überlegen, die sie schon immer einmal interessiert haben und hier an verschiedenen Objekten versuchen, diese zu beantworten. Denn wenn man sich eigenen Fragestellungen überlegt, und die auch selbst beantworten kann, oder mit der Hilfe unseres Teams, bleibt das viel besser im Gedächtnis wie wenn man nur irgendetwas liest oder sich nur etwas anguckt.“
Neugier ist die stärkste Motivation und vom Ausprobieren lernt man am besten – und wer weiß, vielleicht sitzt die nächste Forschergeneration bereits jetzt irgendwo hier in der Forschungswerkstatt des Senckenberg Museums.