Deutschland-Achter mit neuer Besatzung zur EM

Am Donnerstag starten die Ruder-Europameisterschaften in München. Eine große Medaillenhoffnung des deutschen Teams ist traditionell der Achter, dieses Jahr mit neuem Steuermann: Jonas Wiesen aus Brieden an der Mosel. Angefangen hat er in der Ruder-AG in der sechsten Klasse – jetzt hat er das Kommando im Deutschland-Achter, dem Flaggschiff des deutschen Ruderverbands.

Mit 23 Kilometern pro Stunde fegt der Ruder-Achter über den Kanal. Der Motor: Acht Ruderer – der Kopf: ein Steuermann. Seit dem Frühjahr steht fest: Jonas Wiesen übernimmt diese wichtige Position. Der 26-Jährige startet für den Ruderverein Treis-Karden und ist im Deutschland-Achter dafür zuständig, das Boot in die richtige Richtung zu lenken.
Jonas Wiesen, Steuermann im Deutschland-Achter
„Das ist mein Platz, hier sitze ich, da habe ich die Füße und mein wichtigstes Instrument ist die Cox-Box, die hier steht. Das ist mein Lautsprecher, mit dem ich mit dem Boot reden kann, das heißt, ich habe hier ein Mikrofon und wenn ich dadurch rede hört man’s, da sind Lautsprecher im Boot verbaut und so kann ich mit der Mannschaft kommunizieren. Und da geht’s darum zu sagen, okay, jetzt im Rennen den Spurt anzusagen oder auch über das Renngeschehen zu informieren. Wie wollen wir jetzt nochmal technisch reagieren, was für einen Akzent setzen wir, um jetzt über den Spurt nochmal ein bisschen schneller zu sein. Ja, ganz verschiedene Aufgaben, die da kommen. Aber die Kommandos kommen von meinem Platz und die Jungs konzentrieren sich voll und ganz aufs Rudern.“
Siebzehneinhalb Meter misst das Boot – und wiegt gerade mal 96 Kilo. Ähnlich viel wie ein Ruderer. Nur beim Steuermann ist das anders.
Jonas Wiesen, Steuermann im Deutschland-Achter
„Die Jungs müssen so viel ziehen, wie sie irgendwie können, und je mehr Gewicht mitgeschleppt wird, desto anstrengender ist das natürlich und desto langsamer ist man über die Zwei-Kilometer-Strecke. Und wir als Steuerleute müssen – das ist eine Vorgabe der FISA – zwei Stunden vor dem Rennen bis eine Stunde vor dem Rennen 55 Kilo mindestens auf die Waage bringen, das heißt, wir haben auch ein Mindestgewicht. Das erklärt aber auch so ein bisschen, warum wir nicht die Allergrößten uns Stärksten sein können.“
Anders ist das bei Bendict Eggeling aus Eschwege. Auch er ist neu im Achter. Mit 1,90 m gehört der 23-jährige Hesse zwar zu den Kleineren im Team und doch hat er sich im harten Auswahlverfahren um einen Platz im Boot gegen viele Mitbewerber durchgesetzt.
Benedict Eggeling, Ruderer im Deutschland-Achter
„Für mich persönlich ist das auch die spannendste Bootsklasse, weil’s natürlich auch die schnellste Bootsklasse ist. Und man trainiert im Winter viel im Zweier und wenn man dann in den Achter kommt, das ist einfach ein ganz anderes Gefühl, wenn man da mit acht Leuten drin sitzt und auch dann den Steuermann hat und es nicht ganz so ruhig ist im Boot. Und einfach, ich sage mal, die Herausforderung mit acht Leuten synchron zu rudern, ist natürlich auch nochmal eine andere als nur mit zwei Personen im Boot.“
Das gilt es auch ab Donnerstag bei den Europameisterschaften zu meistern. Mit der neuen Besetzung ist das deutsche Team eines der Jüngsten im Teilnehmerfeld und hat doch große Ambitionen. Allerdings zeigen die bisherigen Weltcup-Ergebnisse, dass eine Medaille nicht selbstverständlich ist. Die stärkste Konkurrenz kommt aus Großbritannien.
Jonas Wiesen, Steuermann im Deutschland-Achter
„Wir werden in München versuchen, so weit wie möglich vorne zu landen, die Lücke zu den Briten, die wir in Luzern hatten, zu schließen und möglichst alle anderen Gegner zu schlagen. Und dann gucken wir, für was es am Ende reichen wird.“
Im September folgt die Weltmeisterschaft in Tschechien. Genau wie die EM ist das aber nur eine Etappe auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Spätestens da wollen Jonas Wiesen und sein Team die Konkurrenz dominieren.